Angebote an den Volksmund (55): Schimpfwörter

betr.: Gesellschaft und Kommunikation

Ein großer Wortschatz ist in den Zeiten der Smartphone-Pictogramme, Grummelsmileys und 160-Zeichen-Beschränkung nicht mehr ‚in‘ – aber für alle interessant, die gerne (im positiven Sinne) aus der Masse ausscheren wollen. In dieser Rubrik werden hübsche Ausdrücke vorgestellt, die nicht (mehr) gebräuchlich sind – und das zu meinem Bedauern.

Vermutlich geht die kreative Selbstanforderung, sich originelle Schimpfwörter auszudenken bzw. sie zu sammeln und sorgfältig anzuwenden, auf Karl Kraus zurück. Der „Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften“ gab 2008 ein dreibändiges >Schimpfwörterbuch zu der von Karl Kraus 1899 bis 1936 herausgegebenen Zeitschrift „Die Fackel“< heraus, das diese Bemühungen erschöpflich dokumentiert. Die folgenden Begriffe stammen zwar nicht von dort, aber sie setzen den Grundsatz der Edition trefflich um.

Quadratspießer
= Steigerung für Spießer / Spießbürger; besonders passend, wenn die betreffende Person sich als unangemessen verwegen und zivilcouragiert wahrnimmt und darstellt.

Saftheini
= ursprgl. anklagende Bezeichnung für jemanden, der sich an einem geselligen Besäufnis nicht beteiligen möchte, später allgemein für Spielverderber, Feigling, Umfaller (siehe auch: „Gesinnungslump“) etc. – Seit den frühen 70er Jahren habe ich diese Bezeichnung nicht mehr gehört (was aber auch an meinem vorbildlichen Verhalten liegen kann …).

Schmutzwurst
= Alternative für den ebenfalls vergessenen, etwas seriöseren Ausdruck „Charakterschwein“.

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