Das Monster mit dem goldenen Herzen

betr.: Boris Karloff zum 127. Geburtstag

In „Targets“, dem Erstlingsfilm von Peter Bogdanovich, spielt sich Boris Karloff gewissermaßen selbst: die erste international wahrgenommene Verkörperung des Monsters von Frankenstein tritt als pensionsreifes Filmmonster auf. In einer Szene machen er und ein junger Fan ein Schläfchen im Hotelzimmer. Der Fan erwacht zuerst, sieht die vertraute Fratze des Schlafenden und stößt einen Schreckenschrei aus. Nun ist auch der andere wach.

Bis heute prägt diese eindrucksvolle Visage das Bild, das wir uns vom Frankenstein-Monster machen (unterstützt von den Künsten des Maskenbildners Jack Pierce). Nachdem das bisherige Filmmonster Nr. 1, der wesentlich unbegabtere „Dracula“ Bela Lugosi, diese Rolle als „zu unappetitlich“ abgelehnt hatte, fiel sie an den Briten William Pratt, der sich nunmehr Boris Karloff nannte. Der Künstlername spielte auf das Alte Europa an, wo das Grauen ja bekanntlich zu Hause ist. Karloff blieb im Geschäft, allein das Frankenstein-Monster spielte er noch zwei weitere Male. „Frankensteins Braut“ (Nr. 2) gilt Kennern bis heute als der Höhepunkt des Phantastischen Hollywoodfilms. Auf der Suche nach weiteren Hauptrollen für ihn machte die Universal übrigens auch „Die Mumie“ zum Gruselstoff, die bis dahin nur ein Thema für Archäologen gewesen war. 

Karloff und Lugosi sind häufig zusammen vor die Kamera getreten, aber ihre Karrieren verliefen unterschiedlich. Während Lugosi den Absturz zunächst ins Trash-Kino, dann in den Morphinismus antrat, bewährte sich Karloff als beachtlicher Charakterschauspieler, der hin und wieder sogar in Filmen auftrat, die seiner Qualität angemessen waren. So hatte er in John Fords „The Lost Patrol“ 1934 einen religiösen Fanatiker zu spielen, und nur knapp entging er der Wiederholung seines Bühnenerfolgs in dem Komödienklassiker „Arsen und Spitzenhäubchen“ auf der Leinwand: als Kleingangster, der einem ungeschickten Gesichtschirurgen (!) in die Hände gefallen war.

KarloffWo das Monster ist, da ist auch Boris: Gastauftritte des Meisters im Cartoon und beim Banküberfall mit Halloween-Masken.

In den letzten Jahren seines Lebens trat Karloff, der als einer der nettesten Menschen Hollywoods galt, in den frühen Horrorklamotten des legendären B-Filmers Roger Corman und ähnlich launigen Produkten auf. Die räudigen Verhältnisse, unter denen solche Billigware gefertigt wurde, bekam dem alten Mimen allerdings nicht. Die Dreharbeiten zu einer Reihe mexikanischer Koproduktionen trat er mit einer verschleppten Lungenentzündung an, die er sich beim Dreh von „The Crimson Kult“ einfangen hatte. Boris Karloff erlag ihr im Jahre 1969.

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