Doctor Doom geht auf’s Kostümfest

betr.: 71. Geburtstag von George Lucas

Dieser George Lucas muß ein verdammt gebildeter Mann sein. Zumindest kennt er eine Menge Universitätsangestellte und Medienschaffende, die in seinem Auftrag für ein Firmenvideo, das als Dokumentation verkleidet in alle Welt verkauft wurde, allerlei über die literarischen und historischen Ursprünge von „Star Wars“ herausgefunden haben wollen.
Sie alle sind bemüht, bereits den jugendlichen George Lucas als einen abendländisch geschwelten Sinnsucher darzustellen, der sich intensiv mit Mythologie, Religion, Philosophie, Geschichte und Politik auseinandergesetzt hat. Entsprechend edel sind die Vorbilder seiner späteren Geschöpfe: Luke Skywalker geht auf Odysseus, Herakles, Moses und König Artus (das Lichtschwert hieß früher Excalibur) zurück; Darth Vader auf Luzifer (logisch), den Geist von Hamlets Vater, Achill und Zeus; Luke und Leia sind Mutanten von Apollo und Artemis. Die historische Huld wird aber auch gleich gruppenweise ausgegossen. So orientieren sich die Frauenfiguren an den leidenschaftlichen Heldinnen der griechischen Tragödie, die Riege der weisen Vaterfiguren (Yoda, Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Kenobi) an Gandalf, Merlin und Mentor aus Homers Odyssee, die Jedi-Ritter sind direkte Nachkommen der Samurai, der Jesuiten und Jasons Argonauten.
Hier hat Kleines keinen Platz! Na gut – immerhin gibt es auch Slapstick- (die lustigen Roboter) und Western-Elemente (Han Solo, der archetypische Lone Ranger).

Stimmt das etwa alles? Quatsch mit Soße! George Lucas hat sich nichts von alledem jemals durch- oder angelesen. Er hat schlichtweg in seiner Jugend fleißig in den Marvel Comics geschmökert, in denen all diese Vorlagen tatsächlich aufgerufen und verarbeitet sind (außerdem auch noch „Brehms Tierleben“). Dann hat er sich bei diesem bereits magenfertig vorgekauten Kompendium bedient – und nicht etwa bei Homer, den Evangelisten oder Machiavelli. Sowas nenne ich Zeitmanagement!

Immerhin ein Fünkchen Wahrheit ist ihm versehentlich in diesen kleingeschnippelten Eintopf hineingerutscht. Dr. Joan Breton Connelly von der New Yorker Universität kommt an den Punkt, da sie sich fragt, „ob George Lucas all diese Verbindungen wirklich vorgesehen hat, oder ob ich sie selbst herstelle. Werde ich dadurch selbst zur Dichterin, zur Schöpferin?“ – Offensichtlich haben viele Menschen in aller Welt sich diese Fragen auch gestellt und die letzte davon mit Ja beantwortet. Wenn es eine todsichere Erfolgsformel gibt – irgendwo da draußen in einer weit, weit entfernten Galaxie – dann ist es diese.

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