Die wiedergefundene Textstelle: „Das Drei-Monde-Irrenhaus“ (9)

betr.: 29. Jahrestag der Premiere von „Miss Stardust“ aus der Serie „Amazing Stories“ nach Richard Matheson / Fortsetzung vom 21. März

Das Drei-Monde-Irrenhaus
Eine Kurzgeschichte von Richard Matheson
Übersetzt von Monty Arnold

(XIV.)

Er schlug den Projektor, der auf den Fußboden krachte und erlosch. Sofort war es stockdunkel im Raum. Er tastete sich zur Tür vor, stürzte in die Diele. Sie erwartete ihn dort bereits im Halbdunkel, und ihr Morgenrock hing nur noch an einer Schulter.
„So verschwinde doch endlich!“ brüllte er.
Nein.
Seine hand gehorchte ihm nicht und streckte sich nach ihr aus. Der Anblick der rosaroten feuchten Haut ließ ihn zurückweichen.
Ja? drängte sie ihn. Ihm war, als ob ihre Geisterstimme hochgepegelt würde.
„Paß auf!“ rief er und griff nach der Tür zu seinem Zimmer.
„Du mußt gehen, verstehst du? Geh zu deinem Mann!“
Ihr Antwort ließ ihn zusammenzcken.
Aber, ich bin doch schon bei ihm!

Dieser Gedanke war kaum weniger schauerlich als der Anblick Morgenrocks, der weiter über ihre Schultern und Arme rutschte.
Er fuhr mit einem Schrei herum, und verschanzte sich in seinem Zimmer. Er verachtete sich dafür, dass er zitternd am Schloß herumfummelte, obwohl er doch wußte, dass er den Quälgesit auf diese Weise nicht würde fernhalten können.
Affen schienen in seinem Gehirn zu schnattern. Sie lagen in einem Kreis auf dem Rücken und traten mit ihren Füßen gegen seine Schädeldecke.
Stöhnend wälzte er sich auf die Seite. Ich werde wahnsinnig, dachte er. Genau wie Corrigan, wie alle außer dem ersten, der die unselige Tradition begründet hatte, diese Kreatur Liebling zu nennen.
Ein Gedanke ließ ihn keuchend hochfahren

und zum Fußende des Bettes starren. Sie kommt durch die Wände! dröhnte es ihm durch den Schädel. Nichts rührte sich. Seine Finger krallten sich in die Betten. Schweiß tropfte ihm von den Augenbrauen und lief die Nase hinunter.
Er legte sich wieder hin. Fuhr wieder auf! Er wimmerte wie ein verängstigtes Kind. Eine schwarze Wolke senkte sich auf ihn herab. Sie. Sie. Er stöhnte. „Nein!“
Das Stöhnen ging in ein Jammern über. Schlafen! Schlafen! Das ist die Zeit! Er wußte es, wußte es genau …
Nein! Er versuchte sich aufzurichten, doch es gelang ihm nicht. Schlafen. Schwarze Nacht zog sich über ihn dahin.
Schlafen.

Er fiel auf das Kopfkissen zurück und stützte sich schwach auf einen Ellenbogen.
„Nein.“
Seine Lungen waren wie vertrocknet.
„Nein.“

Dieser ewige Kampf. Das alles war zuviel für ihn. Er stieß einen gurgelnden Schrei aus. Sie wischte seinen Willen achtlos beiseite. Er war mürbe, und augenscheinlich war das für sie nicht einmal sonderlich anstrengend gewesen.
Mit glasigen Augen fiel er auf das Kissen zurück, stöhnte schwach, und seine Augen schlossen sich – öffneten und schlossen sich – wieder und wieder …
Der Traum war wieder da. Ein Wahn, kein Traum.
Als er erwachte, lagen keine Blumen im Zimmer. Die Zeit des Werbens war vorüber. Mit leerem Blick starrte er auf den Abdruck, den ein anderer Körper in seinem Bett hinterlassen hatte.
Die Mulde war noch warm und feucht.
Fortsetzung folgt

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