Einer von sechs Millionen

betr.: 133. Geburtstag von Fritz Löhner-Beda.

Beda_Notenbeispiele
In den 20er waren es Schlager, heute würde einiges für die Chanson-Abteilung taugen: Löhner-Beda und Kollegen beherrschten die Musikalienhandlungen.

Fritz Löhner-Beda ist ein Klassiker, war eine Geheimwaffe der Leichten Muse. Er hat die Libretti zu unsterblichen Operettenerfolgen verfasst – so für Lehárs „Das Land des Lächelns“ und  „Giuditta“ sowie für die Werke Paul Abrahams. Doch es half ihm nicht, dass der Wagnerianer Adolf Hitler privat weitaus lieber Operetten als Wagner-Opern hörte und dass „Die lustige Witwe“ offiziell seine Lieblingsoperette war. Löhner-Beda landete im KZ – und war dort weiterhin kreativ, denn selbst in Ghettos und Konzentrationslagern gab es Kabarett. Die Häftlinge – unter ihnen viele Schauspieler wie Kurt Gerron – führten ihre früheren Glanznummern auf und schreiben Neues, das Mut machen sollte und sogar versteckte Anspielungen gegen die Bewacher enthielt.
Zuerst fand all das heimlich statt, dann wurde es von der SS geduldet, später offiziell erlaubt: Besonders, wenn die Gefangenen – wie in Dachau – in der Rüstung eingesetzt waren, sollten sie ruhig gehalten werden.
Das Lied „Wo sind deine Haare, August?“ sang Erwin Geschonneck im KZ Dachau. Der Autor Fritz Löhner-Beda, einer der erfolgreichsten Schlagertexter der 20er Jahre und Mitstreiter der Dada-Bewegung, war im KZ Buchenwald inhaftiert.

Wo sind deine Haare, August_Einzelausgabe

Vergeblich hoffte er, Franz Lehár würde sich für ihn einsetzen. In Buchenwald schrieb Löhner-Beda zusammen mit Hermann Leopoldi, dem Komponisten des berühmten Wiener „Ringelspiels“, die Lagerhymne der Häftlinge: „Das Buchenwaldlied“. Nur Lepoldi sollte das Dritte Reich überleben.

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