Im Dialog mit der Ewigkeit

betr.: 113. Jahrestag des Aufbruchs von Will Gaisberg nach Konstantinopel / Tonträgergeschichte

Emil Berliner, ein Elektroingenieur aus Hannover, der in die USA ausgewandert war, gelang 1897 der Durchbruch: er ersetzte nach langwierigen Experimenten die mit Wachs beschichtete Zinkplatte durch eine Scheibe aus feinstem Schiefermehl, Rußstaub und Schellack, was die Vervielfältigung erleichterte. Von nun an mussten Schallplatten nicht mehr einzeln kopiert sondern konnten in beliebiger Zahl gepresst werden. Sie liefen mit 78 Umdrehungen in der Minute und werden von Sammlern daher auch „78er“ genannt. Da Schellackplatten anfangs hauptsächlich zur Aufzeichnung von Stimmen dienten – etwa die von Königen, Staatsoberhäuptern und dem Papst – blieben Schellacks mit Musik bis ins frühe 20. Jahrhundert die Ausnahme.

Für den Siegeszug des Grammophons musste erst die besungene Schallplatte populär werden. Dabei spielten Stars wie der italienische Operntenor Enrico Caruso eine entscheidende Rolle. Im Auftrag der britischen „Gramophone Company“ hatten die Brüder Will und Fred Gaisberg 1902 Italien bereist, um Aufnahmen von der Stimme Papst Leos XIII. in Rom zu machen. Bei einem Zwischenstopp in Mailand hörten sie die Stimme von Enrico Caruso, der einen so starken Eindruck auf sie machte, dass sie anfragten, was der Maestro für eine Aufnahme von zehn Liedern verlangen würde. Caruso nannte einen Mondpreis. Dennoch kam die Einspielung zustande und wurde zum ersten Riesenerfolg des neuen Mediums, was nicht nur Caruso im Laufe der nächsten zwanzig Jahre fünf Millionen Dollar einbrachte und seiner Schallplattenfirma das Doppelte, sondern auch der Schellackplatte zu einem beträchtlichen Popularitätsschub verhalf. In Deutschland stieg ihr Verkauf bis 1906 auf 18 Millionen an.

In Windeseile verbreitete sich das neue Medium zuerst in Europa und den USA, dann um den ganzen Globus. Ein Wettlauf um die Weltmärkte entbrannte. Überall, wo eine kaufkräftige Kundenschicht vermutet wurde, tauchten bald die Aufnahmeteams der neuen Phono-Unternehmen auf, um mit Musikern vor Ort Einspielungen zu machen: im Süden der USA, in Europa, Asien, Afrika, dem Orient, der Karibik oder Lateinamerika. Dabei wurden innerhalb weniger Jahre zigtausende Aufnahmen von hunderten lokaler Musikstile gemacht.
Diese Aufnahme entstand 1931 in Madagaskar.

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