Broadway’s Like That (55): Backstage

16. Neue Namen, neue Formen (5)

1975 hatte ein Musical am Broadway Premiere, das Langzeitrekorde aufstellen sollte, lange bevor das Konzept einer weltweiten Vermarktung (dazu später mehr) ihm dabei hätte helfen können: “A Chorus Line”. Es erzählt die alltägliche Geschichte vom langsamen Entstehen eines Tanz-Ensembles.
Der Komponist Marvin Hamlisch hatte zu dieser Zeit bereits einige Filmmusiken geschrieben und sich hier auch um die Titelsongs gekümmert. Besonders beliebt wurde Barbra Streisands „The Way We Were“.Wenige Jahre später sollte Hamlisch für „The Spy Who Loved Me“ die erste Soundtrack-Oscarnominierung für einen „James Bond“-Film erhalten.

Zach ist der Regisseur eines neuen Broadway-Musicals, für das noch Tänzer gesucht werden: vier Jungen und vier Mädchen für die Revuegruppe im Vordergrund. In einem gnadenlosen Auswahlverfahren werden die anfangs ein paar hundert AnwärterInnen auf gesangliche und tänzerische Fähigkeiten geprüft: Vortanzen bis zum Exzeß und ehrliche Antworten auf noch so persönliche Fragen, damit Zach in der engeren Wahl feststellen kann, wer vielleicht auch eine kleinere Rolle in dem Stück übernehmen kann. Nur wer beide Prüfungen besteht, kriegt auch den Job. Als Zachs Ex-Geliebte Cassie auftaucht, um sich zu bewerben, entwickelt sich die Veranstaltung zum Psychodrama.

Das Broadway-Musical „A Chorus Line“ gehört zu den erfolgreichsten aller Zeiten, trotzdem ließ die Kinofassung zehn Jahre auf sich warten. Bis dahin war das Musical in Deutschland – auch von den Lehrlingen der Musical-Zunft – völlig unbemerkt geblieben.  Obwohl Regisseur Sir Richard Attenborough 1969 mit der Verfilmung einer Antikriegsrevue das Genre des Musikfilms schon einmal bedient hatte, bestätigte er die Befürchtung, so lange nach dem Ende des MGM-Musicals könnte der Stoff auf der Leinwand Probleme verursachen. Dem Monumentalfilmer Attenborough, der soeben mit „Gandhi“ das Publikum begeistert hatte, fehlte erkennbar der Blick für’s menschliche Detail. Die Schicksale der Protagonisten werden zu schnell abgehandelt, weder die Tänze noch die Songs wollen zünden. Wer diese Show genießen will, ohne dass dies gerade im Theater möglich ist, dem erweist das Cast-Recording von 1975 noch immer den besten Dienst.

Forts. folgt 

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