Broadway’s Like That (58): Nacht über Hollywood

18. Hollywood und der Broadway – Eine Hassliebe (3)

Anfang der 80er Jahre gelangte mit der Bühnenfassung von „Singin’ In The Rain“ der Übergang vom Stumm- zum Tonfilm auch auf die Musical-Bühne. Mit den Spätfolgen dieses Ereignisses beschäftigte sich 10 Jahre darauf Andrew Lloyd Webbers “Sunset Boulevard”. Hier geht es um eine gealterte und vergessene Filmdiva*, und um die Aura des alten Hollywood musikalisch wiedererstehen zu lassen, gestaltet Lloyd Webber seine Musik hier nach dem Vorbild historischer Filmmusik.

„Sunset Boulevard“ erlebte seine Londoner Premiere 1993, gelangte nach einem Zwischenspiel in Los Angeles 1994 an den Broadway und wurde ab Ende 1995 in wieder der gleichen Inszenierung im hessischen Niedernhausen aufgeführt, wo man ihm eigens ein Theater errichtete – Teil eines Vermarktungsmodells, den der Erfolg von Webbers „Cats“ ausgelöst hatte. In mehr als (20 Ländern der Erde werden Llyod-Webber-Musicals gespielt. Allein am Broadway und im Londoner West End liefen jeweils drei zugleich. Fast Stündlich, so heißt es, hebt sich irgendwo auf der Welt der Vorhang vor einem seiner Stücke. Ein wahres Musical-Imperium also, und „König des Musicals“ wird er denn auch genannt (– welche Bescheidenheit der Ansprüche)! Ein König Midas ist er gewiß, der sich zur Goldgewinnung seiner eigenen Vermarktungsfirma, der „Really Useful Group“, bedient. Der Brite Sir Andrew Lloyd Webber – der Titel wurde ihm für Verdienste um das Theater verliehen – wurde 1948 in ein musikalisches Elternhaus hineingeboren. Beide Eltern unterrichteten Musik, und mit Musik wuchsen die Kinder auf. Die Frage nach musikalischen Vorbildern und Einflüssen hat Lloyd Webber einmal so beantwortet: „Natürlich schätze ich viele – Prokofjew beispielsweise, Britten oder Schostakowitsch. Im Musiktheater hat nur einer wirklich Eindruck auf mich gemacht: Richard Rodgers. Was den melodischen Einfallsreichtum, die echte Schöpferkraft angeht, ist Rodgers einmalig. Als ich ein Junge war, wollte ich Richard Rodgers sein.“

Seit den frühen 70er Jahren – angefangen mit den sogenannten Rock- oder Pop-Opern „Jesus Christ Superstar“ und „Evita“ – verzeichnete Webber bis Ende der 90er Jahre steig wachsenden Internationalen Erfolg. Spätestens mit „Cats“ etablierte er sich 1982 als feste Größe an Broadway. So erfolgreich er ist, so umstritten ist er aber auch. Vom Publikum geliebt, werden seine Werke von der Kritik vielfach verdammt. Was man ihm vorwirft: ein nicht eingelöster hoher Anspruch, Banalität und Anbiederung an den Publikumsgeschmack, den gewaltigen bühnentechnischen Aufwand seiner Shows. Man denke nur an den spektakulären Sturz des Opernkronleuchters in „Phantom Of The Opera“.

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* Siehe dazu https://blog.montyarnold.com/2017/03/27/die-vielen-langen-schatten-der-norma-desmond/

Forts. folgt

 

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