Fernsehen, bis der Arzt kommt

betr.: Quizshows / Mediziner im Nebenberuf

Die große Zahl von Quiz-Shows in unserem TV-Programmangebot läßt auf die Annahme der Verantwortlichen schließen, Ratesendungen seien a priori „gutes Fernsehen“, weil man es ja mit einer Unmenge Bildung bzw. Wissen zu tun bekommt (- etwa in dem Maße, in dem ein Orangenpflücker es mit Vitaminen zu tun bekommt.) Sendungen, die von Köchen, Amtsrichtern oder (ehemaligen) Leistungssportlern moderiert werden, haben nach allgemeiner Einschätzung einen ähnlichen Effekt. Der Betrachter fühlt sich anschließend je nachdem verpflegt, geläutert oder fit getrimmt – obwohl er die betreffende Zeit nur lümmelnd auf dem Sofa verbracht hat.
Es ist wie bei Hypnose oder Gesprächstherapie: bei mir funktioniert so etwas nicht. Und immer, wenn meine Mitmenschen satt und mit frisch gestählter Muskulatur aus dem Fernsehsessel aufsteigen, platze ich vor Neid und denke, ich wäre an einem großen Unrecht selber schuld, das mir gerade geschieht.

Schluß jetzt! Auf zum Selbstversuch!
Heute läuft eine Sendung, in der ein Mediziner ein Quiz veranstaltet. Es sind also gleich zwei Übel, die ich damit auf einen Schlag bekämpfen könnte: meine Bildungsferne und meine Rückenschmerzen. (Vielleicht sogar meinen Haarausfall!) Das ist meine Stunde der Wahrheit!
Ich halte Sie auf dem Laufenden!

Nachtrag:
Die Sendung ist vorbei. Gelernt habe ich nichts. (Ich hätte jedenfalls große Angst, wenn ich jetzt einen Test darüber schreiben müßte!) Wie steht es also um mein Wohlbefinden? Da hat sich allerlei getan. Ich habe im Laufe der vergangenen 90 Minuten folgendes erlitten: Übelkeit, eine Panik-Attacke, Ohrensausen, Morgenschweiß, ein offenes Bein.
Es war einen Versuch wert.
Vielleicht gibt’s ja heute nacht noch einen Spielfilm …

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