Die drei wichtigsten Fortbewegungsmittel meiner Kindheit

betr.: Fernsehkult / die 70er Jahre / Baby-Boomer

– Der „Kli-Kla-Klawitter“-Bus
Obwohl der Bus im Vorspann dieser Kindersendung in rasender Fahrt zu sehen war, stand er in der Sendung selbst meist als Dekoration herum (zumindest habe ich es so in Erinnerung …) und wurde von drei Marionetten bewohnt: dem Hasen Klicker, einer mir undefinierbaren Tierart namens Klamotte (Ratte? Hund? Maultier? …) und der immerfort strickenden Schildkrötendame Elvira Klawitter. Mit diesen Insassen der mobilen WG unterhielt sich der Schauspieler Wolfgang Jansen, der aus heutiger Sicht wie ein zweieiiger Zwillingsbruder von Mr. Bean aussah.
Das auch in jenen Jahren rollende „feuerrote Spielmobil“ ist mir viel schlechter in Erinnerung – obwohl es länger unterwegs war und so schicke Sachen an Bord hatte wie die Trickserie „Wummi“, die Hundepuppen „Wuff und Biff“ und „Das Haus mit der Nummer 30“. Die hatte ich nämlich komplett vergessen, dann half mir ein gutes Buch auf die Sprünge …*

– Die Casterman-Rakete
Dieses rot-weiß-karierte Raumfahrzeug ist heute ein Sammlerstück, obwohl es massenhaft produziert und in Comic-Läden verkauft wird (ein tolles Geschäftskonzept, nicht wahr?). In ihr sind „Tim und Struppi“ („Tintin“) einst zum Mond gereist – 16 Jahre vor Neil Armstrong. „Fix und Foxi“ hatten das Gefährt immerhin auf der Titelseite, obwohl dieses „Tim und Struppi“-Abenteuer nicht zu den hierin abgedruckten gehörte.
Der Name der Rakete ist der des französischen Originalverlegers der „Tintin“-Abenteuer.

– Das U-Boot der Piraten in „Doctor Dolittle“
Es war immer ein gutes Zeichen, wenn ich den Wunsch hatte, etwas vom unaufhaltsam bewegten Fernsehbild abzuzeichnen – ich war dann nicht nur ein beinharter Fan, der keine Folge versäumte, auch war mein reproduktiver Eifer geweckt, und das ist ja bekanntlich der unverzichtbare Anfang richtiger Kreativität. So ging es mir z.B. mit dem kartoffelförmigen Unterseeboot, mit dem die Gegenspieler des charmanten Dr. Dolittle und seines 14jährigen Assistenten Tommy Stubbins unterwegs waren. Diese englische Zeichentrickserie war im deutschen Kinderfernsehen in eine Rahmenhandlung eingebettet, in der der nun ergraute Tommy (gespielt von Hans Hessling) seinen jungen Freunden per Kristallkugel die alten Reiseerlebnisse mit den sprechenden Tieren schilderte.
Diese Serie ist nie wiederholt oder auf DVD angeboten worden, und das dürfte daran liegen, dass im besagten U-Boot eine abenteuerliche Truppe unterwegs war: Ganoven aus aller Welt, die in der heutigen Zeit der humanistisch verbrämten Spielverderberei wohl als migrationsunfreundlicher Akt mißverstanden würden. Wir haben damals über „Schweinebacke“ (könnte sogar ein Deutscher gewesen sein) und die übrigen zwar gelacht, hatten aber gar nichts gegen das Ausland – im Gegenteil. Die meisten meiner Freunde waren ganz begeistert und redeten immerfort davon, da später mal hinzuziehen.

Tja, so kamen wir kleinen Baby-Boomerchen damals vom Fleck. Schon lange, bevor die Datenautobahn gebaut war, waren wir  für die globalisierte Welt bestens aufgestellt – jedenfalls im Traum.

_____________________
* „Das Fernsehlexikon“ von Michael Reufsteck und Stefan Niggemeier, das in jeden nicht-anthroposophischen Haushalt gehört, in dem Menschen über 35 wohnen.

Dieser Beitrag wurde unter Comic, Fernsehen, Gesellschaft, Medienphilosophie, Monty Arnold - Biographisches abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert