Altweibersommer mit Woody

betr.: „Plötzlich Gigolo“ („Fading Gigolo“) / Woody Allen

Als Fan von Woody Allen hatte man in letzter Zeit nicht viel zu lachen – und das lag nicht etwa daran, dass er ein Formtief gehabt hätte oder ins ernste Fach gewechselt wäre. Erst verlor der Meister seine famose deutsche Stimme – was, wie wir inzwischen wissen, einem Mißverständnis und einer zur Unzeit erfolgten Zahnbehandlung des Synchronsprechers Wolfgang Draeger geschuldet war – dann fiel der allsommerliche Allen aus, vermutlich weil dieses Jahr „Bullets Over Broadway“ dortselbst auf die Bühne gebracht werden mußte. Insofern hat die am 6. November anlaufende Komödie „Plötzlich Gigolo“ – unabhängig von ihrer Qualität – die Vorzüge und Nachteile eines Trostpflasters.

Je nun: was taugt sie, und worum geht es?
Während der Abwicklung seiner Buchhandlung schlägt der alte Murray dem nicht mehr jungen, feinfühligen Floristen Fioravante, der ihm beim Einpacken des Ladeninhaltes zur Hand geht, vor, gegen Bezahlung einen Flotten Dreier mit seiner Hautärztin und deren Freundin zu absolvieren. Der nach einigem Zögern erledigte Job läuft so gut, dass urplötzlich ein – man verzeihe mir den Kalauer – florierendes Geschäft daraus entsteht. Wie das auf einmal organisatorisch zustandekommt, damit hält sich der Film nicht weiter auf – vielleicht kommt so ja auch der deutsche Verleihtitel zustande – aber insgesamt ist das Tempo, mit dem er erzählt ist, sehr erfrischend.

Die Mentorenrolle, die Woody Allen für den Helden spielt, hat er auch für dessen Darsteller, Regisseur und Drehbuchautoren John Turturro übernommen, und über weite Strecken fühlt sich das Ergebnis auch so an. Gut – es ist Brooklyn und nicht Manhattan, in dem die Handlung ihre Verankerung hat, und die zum Soundtrack zusammengefügte Originalmusik ist nicht ganz so antik, aber doch sehr klassischer Pop. Und der zweite Akt, in dem sich die unvermeidliche Romanze Fioravantes mit einer seiner Kundinnen entfaltet, ist so andächtig und ernst erzählt, dass Woody für eine ganze Weile gar nicht auftaucht. Zuletzt – wer überrascht werden will, bitte ab hier nicht weiterlesen – ist es ein Strafgericht der orthodoxen Juden aus der Nachbarschaft, das das skurrile Projekt beendet. Das ist ein bißchen bemüht, zumal Allen und Turturro in Interviews gerne darauf hingewiesen haben, das geschilderte Projekt sei ohnehin total absurd und letztlich zum Scheitern verurteilt. Die hier vermißte erzählerische Leichtigkeit gibt es dann wohl erst wieder im nächsten Film von Woody Allen.

Dieser Beitrag wurde unter Film, Rezension abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert