Eine Abkürzung zum Jazz (4): Der Chicago-Jazz (1925 – 1930)

betr.: Neuere Musikgeschichte

Diese Serie basiert auf meinem Unterricht „Musicalgeschichte“.

Der Crime-Jazz ist ein beliebtes Klischee: Wenn im Film die Ganoven im Nadelstreifen ihre schmutzigen Geschäfte machen, läuft in der Regel Jazz dazu – oder etwas in der Art. Auch die Titelmusik der frühesten deutschen Krimiserien „Stahlnetz“ und „Der Kommissar“ (zu Beginn sogar „Aktenzeichen xy ungelöst“) folgten dieser Regel.
Der Grund: In den 20er Jahren war Chicago die Hochburg sowohl jener Gangsterbanden, die durch Alkoholschmuggel reich wurden, als auch der Musiker aus New Orleans und von überall her, die den neuen Sound spielen wollten, der neuerdings „Jazz“ genannt wurde.
Dieses Jahrzehnt, das Jazz-Age, währte präzise vom 16. Januar 1920, als die Prohibition in Kraft trat, die den Alkoholverkauf (und damit auch den Konsum) kriminalisierte – was bedeutete, dass knapp 100% der Bevölkerung im Gesetzbuch zu Verbrechern wurden – und endete mit dem großen Börsenkrach vom 25. Oktober 1929. Dazwischen erstreckte sich das Jazz-Age: eine große Party, auf der mehr denn je getrunken, gefeiert und viel gejazzt wurde.

Musikalisch begann diese Entwicklung mit dem Versuch weißer Musiker (vor allem Studenten), den schwarzen Sound aus New Orleans nachzuahmen. Wie sich das gehört, war die Imitation nur der Anfang. Es bildeten sich alsbald neue Stilmerkmale heraus, die den Chicago-Style ausmachen: die vertikal-homophone Spielweise in der Melodie-Gruppe, die Solo-Improvisation (die das bisherige Tutti-Spiel ablöste), die zunehmende Verwendung der Gitarre (anstelle des Banjos), des Kontrabasses (anstelle der Tuba) sowie des Saxophons (anstelle der Posaune). Außerdem entstand ein leichter, federnder Beat mit leichter Hervorhebung des. 2. und 4. Schlages – es begann zu „swingen“. (Doch davon mehr beim nächsten Mal.)

Zu den bekannten Vertretern des Chicago Jazz zählen Bix Beiderbecke, Gene Krupa, Hoagy Carmichael, der junge Benny Goodman und natürlich Swingy, der dicke Kater in „Aristocats“, der uns erklärt: „Katzen brauchen furchtbar viel Musik“.

(Fortsetzung folgt)

 

° Hierbei leistete mir das unverzichtbare Standardwerk von Joachim-Ernst Berendt große Dienste: „Das Jazzbuch“

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