Konrad Halver – ein Mann wie die „Enterprise“

betr.: 71. Geburtstag von Konrad Halver

Konrad Halver war Schauspieler, aber die meiste Freude hat er seiner Mitwelt auf einem Gebiet bereitet, das er selbst gern zum Nebenschauplatz herunterkokettierte: er war ein Hörspielstar. Auf der Schallplatte / Cassette war er, was Pierre Brice im Kino / Fernsehen war: Winnetou – der (jeweils) „einzig wahre“ Winnetou, um dieses schlimme aber zutreffende und allgemeinverständliche Bild zu bemühen.
Auch als Autor, Regisseur und Produzent hat er diesem Medium viele Jahre gedient, aber als jemand, der erst im reiferen Alter zum Hörspiel gefunden hat, fiel mir das lange nicht auf.
Ich bin Konrad Halver erst in den 90er Jahren im Synchronstudio begegnet – als man dort noch Kollegen vor dem Mikro antraf. (Heute wird üblicherweise ge-ixt, d.h. jeder spricht seinen Part für sich allein, und erst im Rechner wird ein Dialog daraus.) Wir hatten bei unserem ersten gemeinsamen Einsatz die Ehre, eine geschnittene und wieder eingefügte Sequenz mit Jerry Lewis und Jack Gilford zu sprechen.

Konrad Halver und Monty Arnold, bestesPSLR

Die Live-Hörspielreihe „Kommissar Dobranski“, in der Konrad einen hartgesottenen Hamburger Kiez-Bullen zu spielen hatte, brachte mich etwas intensiver mit ihm zusammen. Die Reihe lief bereits einige Zeit, da hatte ich das Glück, als sein schwuler Sohn Theo in das Projekt einsteigen zu können. Ich staunte nicht schlecht: da wurde es gelebt, das Klischee vom alten Ober-Indianer. Konrad war umgeben von einer Schar alter und jüngerer Bewunderer, Kollegen und Freunde, Sammler und Aficionados. (Wer selbst Hörspiele liebt, der kennt die besondere Zuneigung, die in diesem Genre von den Fans ausgeht.) Es war das Gegenteil jener Einsamkeit, die im Herbst so vieler Biografien üblich ist. Zu Konrad zu kommen, war ein bißchen wie eine „Star Trek“-Convention – Konrad war „Star Trek“.
Die Hörspiel-Vorstellungen fanden zuletzt im Krimi-Theater „Imperial“ unweit der Davidswache statt, wie es sich ja eigentlich gehört. Sie lebten von der gleichzeitigen Anwesenheit eines illustren Sprecherensembles, von der fruchtigen Miesepeterei des Kommissars Dobranski („Fuck die Scheiße!“ war sein Lieblingsfluch) und der Kauzigkeit unseres Hauptdarstellers.
Meine Lieblingsanekdote ist diese: Konrad hatte seine Manuskriptseiten durcheinandergebracht, landete etwas weiter hinten und rief schon nach vier Minuten: „Die Waffen runter!“ Ich war in dieser Szene nicht dran, aber die Kollegen haben das fabelhaft wieder hingebogen!

Weitaus wüster als auf dem Kiez muß es in den goldenen Zeiten der deutschen Studioarbeit zugegangen sein, als Konrad eine mehrteilige Hunde-Comedy mit dem Titel „Mopsy Mops“ herstellte. Wir erinnern uns: das waren die Zeiten, als David Bowie in Berlin lebte, „Queen“ in München unterwegs waren und selbst hochanständige Kabarettisten wie Hüsch, Süverkrüp und Degenhardt ein völlig zugedröhntes „Rotkäppchen“-Album machten. Konrad Halvers Beitrag zu dieser Ära waren nun also die Abenteuer eines minderjährigen Mopses, zum Leben erweckt von der Crème der deutschen Theaterschauspieler / Synchronsprecher / Hörspielkünstler (das war damals alles dasselbe). Und auch rein inhaltlich ging es hier ganz schön zur Sache („Anstatt die UweVerschmuSchuPi-Impfung zu verwenden, schießen Mopsy Mops, Alchibert und Peky mit der Umkrempelpille auf die Leute …“).
Und der es erzählt hat, wollte, er wäre auch dabeigewesen!

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