… und Faulheit stärkt die Glieder

betr.: 123. Geburtstag von Hans Albers

Faulheit schützt bekanntlich vor Weltruhm nicht.
Marlon Brando lehnte es zeitlebens ab, Drehbücher zu lesen, und er fand immerhin unter seinen Fans viele, die sich mit seiner Erklärung zufriedengaben, eine solche Vorbereitung würde ihn bei der Gestaltung seiner Rolle einengen. (Die Regisseure fanden das weniger einleuchtend.) Liz Taylor war schon als Kinderstar so mächtig, dass sie sich als einziger MGM-Vertragsschauspieler weigern konnte, Gesangstunden zu nehmen, wozu sonst jeder genötigt wurde, selbst wenn er nur Western drehte. Weltruhm ist sogar dann faulheitsfördernd, wenn diese Welt nur aus dem Deutschen Farbfernsehen besteht. Unvergessen die Dreharbeiten mit dem „Tatort“-Liebling Manfred Krug, der stets seine Mitspieler dazu nötigte, ihm im jeweiligen Gegenschuß das Drehbuch zum Mitlesen hinzuhalten.

Der berühmteste Mitleser aller Zeiten – Sorry, Manfred! – dürfte aber Hans Albers gewesen sein. Dass dieser vor der Kamera gerne mal einen sitzen hatte, weiß jeder, der jemals einen seiner Filme gesehen hat. Doch auch Gelalltes will sich vorher eingeprägt worden sein. Um den Herrn der Sieben Meere zu entlasten, wurden in seiner Sichtweite die sogenannten „Neger“ in die Dekoration gestellt, Tafeln, auf denen seine Dialoge geschrieben standen. Nun hatte Hans Albers zwar wunderschöne blaue, aber nicht sonderlich gute Augen, und starrte entsprechend angestrengt in die Kulisse.
Dieses fordernde Glotzen wurde vom Publikum als sehnsuchtsvoller Blick in die Ferne mißverstanden, der dem alten Seemann selbst an Land nicht abging.

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