Die Wichtigkeit dessen, was irgendwo rauskommt

betr.: 66. Geburtstag von Sigourney Weaver

„Alien“ ist einer dieser Klassiker, die inzwischen jeder entweder (mehrmals) gesehen oder deren Pointe er längst erfahren hat, weil wir von seinen Parodien und Anspielungen allezeit umgeben sind.
Als ich den Film zum ersten Mal sah (von einer Videocassette), war ich zum Glück noch völlig ahnungslos, und mein mit zusehender Freund längst im Bilde.
Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass ausgerechnet die kleine Ripley überleben würde – das ist der Witz an der Sache, dass da niemand drauf gekommen wäre – und nie werde ich den Augenblick der Erkenntnis vergessen, der nur im Angesicht wahrer Kunstwerke in dieser Form möglich ist, meistens irgendwann im 3. Akt.
Zu diesem Zeitpunkt wütete „das Wesen aus einer anderen Welt“ bereits schrecklich unter der Mannschaft des Frachters „Nostromo“. Irgendwann blickte ich zaghaft zu meinem Freund hinüber und fragte: „Ist dieses Biest denn etwa unbesiegbar? Werden die alle gefressen?“
Und er hat nur kaum merklich genickt, sehr andächtig und still, der antiken Qualität der Tragödie angemessen.

Später habe ich noch glühendere „Alien“-Fans getroffen. Ralf König hat diesem Thema eine ganze Reihe der o. g. Anspielungen gewidmet und den Architekten des Ungeheuers H. R. Giger sogar persönlich getroffen und mit ihm gearbeitet.
Meine Kollegin Lisa Politt kam irgendwann dahinter, dass uns der Film beide sehr beeindruckt hat und wies mich darauf hin, dass die Art und Weise, in der das Untier ausschlüpft – seinen Wirt dabei vernichtend – als Metapher für Mutterschaft gelesen werden könnte.
(Ein anderer kluger Mensch hat einmal gesagt: „Die erste Hälfte unseres Lebens wird von unseren Eltern versaut, die zweite von unseren Kindern!“ …)

Vor gut 20 Jahren gab (gibt?) es ein „Themenzine zur Phantastischen Literatur“, das von seinem Autor Jürgen Thomann „Kopfgeburten“ genannt wurde. Der an ungewohnter Stelle des menschlichen Körpers austretende Nachwuchs findet hier erneut mit dem Themenkreis der Science Fiction zusammen.
Ursprünglich kommt der Begriff aus der griechischen Mythologie und bezeichnet die Geburt der Göttin Pallas Athene. Der lose Zeus, der diesmal die schöne Titanin Methis geschwängert hat, erfährt nachträglich von der Erdenmutter Gäa, dass dieser Sohn mächtiger werden würde als er, der Vater.
Um dem abzuhelfen, verschlingt der Göttervater die werdende Mutter.
So leicht läßt sich eine Weissagung aber nicht austricksen, und so bekommt Zeus schlimme Kopfschmerzen: das kleine Scheißerle wächst nämlich in seinem Innern weiter.
Zeus bittet Prometheus, ihm den Schädel zu öffnen – genau zur rechten Zeit – und heraus klettert Athene, und zwar in voller Rüstung. Dieser intime Moment wurde auf der einen oder anderen griechischen Vase festgehalten.
Athene wird sich als Mittlerin zwischen Göttern und Menschen begreifen und sich vor allem für tapfere Krieger zuständig fühlen. Und da sie nun schon die Göttin der besonnenen Kriegsführung ist, gilt sie bald ganz allgemein als Göttin der Weisheit.
Für die „Fruchtbarkeit des Kopfes“ hat sie jedenfalls einen schönen Beweis geliefert.

Dieser Beitrag wurde unter Film, Monty Arnold - Biographisches, Popkultur, Science Fiction abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Die Wichtigkeit dessen, was irgendwo rauskommt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert