Scheitern inklusive

betr.: 410 Jahre „Don Quichotte“

Als junger Mensch der 70er Jahre lernte man viel Weltliteratur durch das Fernsehen kennen. „Gullivers Reisen“, „Die Schatzinsel“, „Der Graf von Monte Christo“ oder „Die drei Musketiere“ habe ich schon zu Grundschulzeiten in einem halben Dutzend Kinderfunkbearbeitungen genossen, jeden davon – einige in den alljährlichen Adventsvierteilern. „Don Quichotte“ kam in dieser Reihe für mich zu früh. Noch in Schwarzweiß gedreht, war er auch von Wiederholungen weitgehend ausgeschlossen.
Eine frühe Begegnung mit dem Nerd von La Mancha hatte ich in „Trickfilmzeit mit Adelheid“. Der kurzsichtige Mr. Magoo spielte ihn in seiner Serie mit Klassiker-Parodien. Ich mochte diesen Ritter nicht. Für mich war er ein wirklicher Trottel, in dessen Nöten ich keine Pointe, keine Weisheit und keine Moral erkannte. Ich sah ihn noch häufig wieder, ohne dass sich mein Eindruck änderte – als Marionette, als Klappmaulpuppe, im Musical.

Orson Welles hingegen liebte den tragischen Helden von Miguel de Cervantes. Es ist das berühmteste seiner vielen nicht-realisierten Filmprojekte. Viele Jahre lang rief er immer wieder die beiden Hauptdarsteller zu sich, sobald er etwas Geld aufgetrieben hatte (Mischa Auer als „Ritter von der traurigen Gestalt“, Akim Tamiroff als treuer Sancho Pansa), um ein paar weitere Szenen zu drehen.
Seit der Jahrtausendwende beißt sich nun der ähnlich schlecht organisierte Terry Gilliam  an diesem Stoff die Zähne aus.
Nachdem bereits ein abendfüllender Nachruf auf das Projekt realisiert worden war, gab Gilliam nun bekannt, es doch noch umsetzen zu wollen – mit neuen Darstellern.
Es gibt eine Alternative. Der Regisseur könnte das bereits existierende Material durch eine erzählte Rahmenhandlung verbinden und zuletzt seinen berühmten Monty-Python-Fuß darauf heruntersausen lassen.

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