Der Song des Tages: „Ah! que j’aime les militaires“

betr.: 149. Jahrestag der Uraufführung von „La Grande Duchesse de Gerolstein“

Jacques Offenbachs Operette „Die Großherzogin von Gerolstein“ präsentiert uns eine mächtige, aber verhärmte Frau: die  Herrscherin über Gerolstein, einen archetypischen Operettenstaat. Begeistert von allem, was knallt und stinkt – und von Männern in Uniform – stellt sie dem jungen Soldaten Fritz nach, der gerade auf im Begriff ist, in den Krieg zu ziehen. Um in seiner Nähe sein zu können, geht sie nicht etwa zur Truppenbetreuung  (was ja auch ein hübscher Plot für eine Operette wäre) sondern befördert ihn auf einen Posten an ihrer Seite (was wir aus dem wirklichen Leben kennen und was somit ein guter Offenbach-Plot ist). Fritz übersieht in aller Unschuld die Avancen seiner mächtigen Verehrerin und wählt eine andere, was ihm nicht gut bekommt. Der Krieg zur Operette – der deutsch-französische – begann drei Jahre später.

Ah que j'aime les militaires
Die Herzogin gibt sich erkennen … (komplette Noten als PDF)

Die Operetten von Jacques Offenbach „laufen nicht“, besagt eine deutsche Branchenweisheit. Das liegt aber nicht so sehr an der Qualität des Materials oder am schlechten Publikumsgeschmack, sondern an der Arroganz des Opernbetriebs. Dieser mutet es seinen Künstlern nämlich nicht zu, die Partien in deutscher Sprache vorzutragen. Um ggf. international damit glänzen zu können, wird Offenbach beinahe grundsätzlich auf Französisch einstudiert. Dadurch entgeht dem größten Teil des deutschen Publikums der treffsichere Wortwitz der Werke, um deren Übertragung ins Deutsche sich einst solche Meister wie Karl Kraus gekümmert haben.
Was der gebürtige Kölner Offenbach  wohl dazu gesagt hätte?

Ah que j’aime les militaires_La Grande Duchesse de Gerolstein als PDF
Text: Henri Meilhac und Ludovic Halévy, Musik: Jacques Offenbach

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