Der Song des Tages: „Nancy With The Laughing Face“

betr.: 105. Geburtstag von Phil Silvers

Ein guter Komiker muß auch einstecken können, nicht zuletzt deshalb, weil er mit der Rolle, die er spielt, auch von vernünftigen Zusehern gerne identifiziert wird. In der dreistündigen Hollywood-Klamotte „It’s A Mad, Mad, Mad, Mad World“ spielt Phil Silvers den intriganten Otto Meyer, nur einen aus einer Rotte raffgieriger Kleinbürger, die hinter der Diebesbeute eines verstorbenen Gangsters her sind. Einer seiner Widersacher attestiert ihm „ein Gesicht, als ob sich einer draufgesetzt hätte“.

Phil Silvers ist für mich untrennbar mit seiner saftigen Synchronstimme verbunden.* Es ist die von Franz-Otto Krüger, einem der Herren auf der Rennbahn in Loriots Knollenmännchen-Sketch. Ich konnte mich über diesen unangenehmen Menschen schieflachen und bewunderte, mit welchem Gusto er den Kotzbrocken gab.
Erst Jahre später lernte ich Phil Silvers als tüchtigen Musical-Allrounder kennen. Und wie sich das für diese Sorte Entertainer gehört, lieferte er „nebenbei“ noch ein Glanzstück auf einem weiteren Gebiet ab: einen Songtext für Frank Sinatra, mit dem er befreundet war.

“Nancy With The Laughing Face“, eine Ode auf Sinatras Töchterchen, wurde in den 40ern ein Hit. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Song allerdings bereits die eine oder andere Transformation hinter sich (– ähnlich wie Elton Johns „Candle In The Wind“, die in der Neuauflage am erfolgreichsten war). Silvers hatte den Song zunächst „Bessy“ genannt und ihn der Ehefrau von Sinatras Hauskomponist James Van Heusen zugedacht. Er widmete ihn kurzzeitig der Schauspielerin Betsy Blair und brachte den Text schließlich zum vierten Geburtstag von Sinatras Tochter Nancy in die bis heute gültige Form. Das war im Juni 1944, ein Jahr nach seiner Entstehung.

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* Schauspieler schimpfen hin und wieder mit mir wegen meiner Bereitschaft, die Synchronstimme in meine Verehrung für einen Kollegen mit einzuschließen, sei doch der Synchron an sich eine üble Verfälschung. Sogar Jens Wawrczeck, bekanntlich selbst ein gefeierter Synchron- und Hörspielsprecher, mag sich meiner Sichtweise nicht gern anschließen. Ich gebe ihnen grundsätzlich unbedingt recht, aber es gibt nun mal eine Reihe beglückender Ausnahmen …

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