Die Outtakes von Ralf König (26): „Der bewegte Mann – The Movie“

In dieser Serie werden unveröffentlichte Zeichnungen von Ralf König vorgestellt: Skizzen, Vorstudien und Entwürfe, Outtakes, aber auch unvollendete Comics.

Im Hochsommer 1993 hatte ich die Freude, im Kölner „Bel Air“ in einer der erfolgreichsten aller deutschen Filmkomödien mich selbst spielen zu dürfen. „Der bewegte Mann“ war für alle Beteiligten ein Hit – besonders für den Hauptdarsteller Til Schweiger und den Regisseur Sönke Wortmann, die dadurch nachhaltig zu Stars wurden. Weniger glücklich war der Autor der literarischen Vorlage, Ralf König. Die Gründe hat er in Interviews immer wieder erläutert – wohl wissend, dass auch er dem Film einiges verdankt.

„Der bewegte Mann“ hat ihm schon als Buch einen ordentlichen Popularitätsschub gegeben. (Der Film nimmt noch die Fortsetzung „Pretty Baby“ in die Handlung mit auf.) Der bisherige Szene-Künstler König bewies, dass er allen sexuell aktiven / interessierten Menschen etwas zu erzählen hatte, unabhängig von Geschlecht und sexueller Ausrichtung. Die Anregung dazu war vom Rowohlt Verlag ausgegangen, der zudem für eine nie dagewesene Verbreitung einer König-Geschichte sorgte.
In der unvermeidlichen Nachtclubszene der Buchvorlage von 1987* tritt eine Transe namens Tina Trümmer auf. Sie ist die Stellvertreterin einer Künstlergattung, die typisch für die schwule Subkultur der 70er und 80er Jahre gewesen ist, und bereits im Versinken begriffen war, als der Film entstand**. Man entschloß sich, für diese Filmszene einen aktuellen Act auszusuchen, der tatsächlich gerade unterwegs war.
Mein Pianist Hans Peter Reutter (zurechtgemacht als „Dr. Bertie“, den er in unseren Programmen stets verkörperte) wurde in einem persönlichen Brief von Ralf um die Teilnahme an den Dreharbeiten gebeten, obwohl er sich nicht erinnern kann, sich damals etwa geziert zu haben.

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Am liebsten hätten wir eine unser klassischen Zugaben vorgetragen, die beide zum Sujet des Films paßten: die unauffällig gebliebene Paola-Single „Ich hab ins Paradies geseh’n“ (eine Cover-Version des Titels „I’ve Been To Paradise“ der Countysängerin Charlene) oder „Ich kann ihn versteh’n“, die deutsche Fassung des großen Liebesthemas aus dem Musical „Chess“. (Beide deutschen Texte stammen übrigens von Michael Kunze, dessen unfreiwillige Komik ich als Interpret stets zu schätzen wußte.)
Da Max Raabe als Gaststar den Sountrack des Films dominierte, war ich gezwungen, einen Titel aus seinem Repertoire (und dem von Hans Albers) zu singen: „Mein Gorilla hat’ne Villa im Zoo“*** Nicht, dass ich diesen Song des verehrten Walter Jurmann ungern vorgetragen hätte, er kam mir persönlich gut 15 Jahre zu spät.
Als Halbwüchsiger war mir dieser Titel einmal im Fernsehen aufgefallen, und ich hätte ihn gern auswendig gelernt – so wie die regelmäßig erklingenden TV-Titelmelodien von der Sorte „Wer hat an der Uhr gedreht?“
Leider war dieses TV-Ereignis Mitte der 70er Jahre noch nicht technisch wiederholbar, und niemand kannte das Lied oder besaß eine Aufnahme davon. Mein Wunsch blieb unerfüllt – einstweilen.

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* siehe auch den Blog vom 31. März 2016
** siehe auch den Blog vom 23. Mai 2015
*** siehe auch den Blog vom 12. Oktober 2014

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