Ich glaub‘, ich bin im Kino!

betr.: 37. Geburtstag von Aaron Paul

Wie tückisch früher, gewaltiger Erfolg ist, haben wir alle schon unzählige Male an prominenten Beispielen studieren können. Hin und wieder ist das Schicksal nachsichtig und gewährt einem der Auserwählten ein Comeback oder – die allergrößte anzunehmende Gnade – eine Wiederentdeckung zu Lebzeiten.*
In seinem Frühstadium ließ sich dieses Prinzip zuletzt an Aaron Paul besichtigen.
Die Beteiligung an einer Serie wie „Breaking Bad“ mag sich nach deren Ende für die beiden Hauptdarsteller unterschiedlich angefühlt haben. Der ältere Kollege Bryan Cranston ist längst noch nicht pensionsreif, aber wenn es ganz schlecht läuft, ist sein „Walter White“ eben die Krönung einer insgesamt soliden Schauspielerkarriere. Seither ist er häufiger im Kino zu sehen (was inzwischen zugegeben den Beigeschmack eines sozialen Abstiegs hat).
Aaron Paul habe ich in „A Long Way Down“ wiedergesehen, einem klebrigen Wohlfühl-Blockbuster, der im aktuellen Mainstream die weitestmögliche Entfernung zum Fantasy- und Superhelden-Kino darstellt. Der größte Teil des Publikums wird bei diesem wiederholten Aufguß von Autor Nick Hornbys Erfolgsrezept sogar den schlampig vorgetäuschten Anspruch aufgespürt haben. An der Seite von Pierce Brosnan und Toni Collette (die ebenfalls keine Karriere mehr machen müssen), wirkt Aaron Paul wie bestellt und nicht abgeholt. Ebenso gekleidet wie sein „Jesse Pinkman“ in der Serie, genauso blickend, gestikulierend, klingend, geduckt wie dieser, führt er uns die Wichtigkeit guter Besetzungskunst vor Augen. In „Breaking Bad“ wirkte seine vogelartige Motorik wie das berechtigte Ur-Misstrauen eines Drogendealers, der jederzeit mit einem unerwarteten Nahschuß zu rechnen hat. In Hornbys bräsigem Londoner Gesinnungsporno vermittelt sie den Eindruck, Paul könnte nach einem besonders üblen Trip das Ende seiner Serie verschlafen haben, sich darüber wundern, dass seine Kollegen plötzlich so verändert aussehen und nach der Devise weitermachen: „Nur nichts anmerken lassen!“.

Wer „Breaking Bad“ und sein perfektes Darstellerensemble geliebt hat, könnte sich an einen der besseren Gags aus dem „Quatsch Comedy Club“ erinnert fühlen: „Scotty“ vom „Raumschiff Enterprise“ hat eine Gastrolle in „Bonanza“. Nachdem er einen Cowboy erschossen hat, blickt er entsetzt in die Kamera und ruft: „Was hat er denn? Ich hatte den Phaser doch auf Betäubung gestellt!“

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* siehe dazu auch die Blogs vom 13. April 2016 und vom 24. Dezember 2014

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