Der Song des Tages: „Salaambô’s Aria“

betr.: 41. Todestag von Bernard Herrmann*

Die erste Filmmusik des New Yorker Dirigenten und Hörspielkomponisten Bernard Herrmann ist so etwas wie ein Portfolio dessen, wozu er so alles in der Lage war, eine fast durchkomponierte Partitur, so reichhaltig und schillernd wie das Leben der titelgebenden Fantasiefigur „Citizen Kane“.
Da es in diesem Film auch um eine unbegabte klassische Sängerin geht, die von ihrem ehrgeizigen älteren Mann, einem berühmten Pressezaren, genötigt wird, trotz ihrer technischen Mängel Karriere zu machen (- ein ähnliches Schicksal, allerdings freiwillig, erlitt Meryl Streep soeben auf unseren Kinoleinwänden in „Florence Foster Jenkins“ -) schrieb Herrmann auch eine große Opernarie für den Film. Der Handlung folgend muss diese Arie mit Misstönen vorgetragen werden, zum allgemeinen Hohn des Publikums.
Die fiktive Oper dazu heißt „Salaambô“, und die besagte Arie erklingt eigenartigerweise sowohl zu Beginn des Werkes als auch zu seinem Abschluss. In diesem Vortrag fließen Source Music und Underscoring zusammen, und der Text ist seiner Sängerin auch privat aus der Seele gesprochen:

Ah, cruel,
Tu m’as trop entendue!
Les Dieux m’en sont témoins,
Ces Dieux qui dans mon flanc
Ont allumé le feu
Fatal à tout mon sang.

(Überblendung ins Finale)


Dites-moi comment que j’expie;
Ce péché si fort
Toujours m’ennuie.
Je ne peux plus résister encore.
Oh, Dieux, arrachez-moi!
Ce feu fatal allume ma mort.
Voilà mon cœur, voilà mon cœur,
C’est là que ta main doit frapper.
Voilà mon cœur frappe!
Prête-moi ton épée, frappe!

salaambos-ariaDie Musik seiner „Arie der Salaambô“ verstand Herrmann als eine Parodie auf Richard Strauss, den Text adaptierte er aus Racines „Phädra“.

Noch zu Herrmanns Lebzeiten spielte Charles Gerhardt für „Reader’s Digest“ diese Arie erstmals für die Schallplatte ein – vollständig und gesanglich korrekt ausgeführt. Die Interpretin war die noch unbekannte Neuseeländerin Kiri Te Kanawa.
Wenig später legte Leroy Holmes die erste Langspielplatte vor, die komplett dem „Citizen Kane“ gewidmet war – die Arie fehlte hier.

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Herrmann verachtete diese längste bisher veröffentlichte Einspielung seiner Musik u. a. wegen ihrer kleinen Besetzung. Doch Leroy Holmes macht seine Sache gut. (Liberty / Capitol Records)

Inzwischen hat es weitere „Kane“-Soundtrackveröffentlichungen gegeben. Der gesamte Soundtrack zum „Besten Film aller Zeiten“ ist nie komplett auf einem Tonträger veröffentlicht worden. Selbst Joel McNeelys recht erschöpfliche CD-Einspielung mit dem Royal Scottish National Orchestra von 1999 lässt einige Passagen vermissen und ist nicht durchgehend souverän dirigiert.

FROHES FEST ZUSAMMEN!

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* Siehe dazu auch https://blog.montyarnold.com/2014/12/24/true-gesamtkunstwerk/

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Eine Antwort zu Der Song des Tages: „Salaambô’s Aria“

  1. Pingback: Wo nie ein Taktstock zuvor gewesen ist - Der Komponist Bernard Herrmann (3) - Monty Arnold blogt.Monty Arnold blogt.

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