Broadway’s Like That (43): Adler And Ross

15. Das Ende der Tin Pan Alley (2)

Mit „The Most Happy Fella“ hatte Frank Loesser die Idee einer amerikanischen Volksoper aufgegriffen. „How To Succeed In Business Without Really Trying“ (1961) war hingegen eine bissige Satire auf Karrierestreben, Vetternwirtschaft und Mobbing in der Geschäftswelt. Hatte bislang im Zentrum nahezu aller Musicals eine Liebesgeschichte gestanden, richtet der vom Fensterputzer zum Aufsichtsratsvorsitzenden aufsteigende Karrierist J. Pierpont Finch das einzige Liebeslied „I Believe In You“ an sein eigenes Spiegelbild. Fast die komplette Broadway-Originalbesetzung um Robert Morse ist auch in der Filmversion zu sehen.* Das Musical wurde mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.

Das von Loesser protegierte Gespann Richard Adler (Musik) und Jerry Ross (Songtexte) hatten die 1954 entstandene Komödie „The Pajama Game“ ebenfalls in der Arbeitswelt angesiedelt. Mit dem Stück um die Auseinandersetzungen zwischen Gewerkschaft und Unternehmensleitung einer Pyjamafabrik debütierte der Choreograph Bob Fosse, der dem Team verbunden blieb. Auch im „Pajama Game“ halten sich die Figuren (zunächst) sehr viel auf ihre unromantische Haltung zugute: „I’m Not At All In Love“ betont etwa die von Gwen Verdon (Fosses Ehefrau) gespielte Heldin. In die Hitparaden schaffte es ein anderer Titel aus dem Repertoire, der sogar zu einem Evergreen wurde: der Tango „Hernando’s Hideaway“.

Adlers und Ross’ folgende Komödie „Damn Yankees“ (1955) handelt von einem Baseballfan, der seine Seele dem Teufel verkauft, um seinen „Washington Senators“ zum Sieg gegen die übermächtigen „New York Yankees“ zu verhelfen. Auf der Bühne wie auch im Film wird diese Rolle von Ray Walston verkörpert, Jerry Lewis’ Gegenspieler in einer seiner Filmkomödien, der hier seinen wichtigsten Song vorträgt: „Those Were The Good Old Days“. In der Spielzeit 1996/97 war wiederum Jerry Lewis in der Rolle des Teufels zu sehen und stellte einen Rekord als bis dato bestbezahlter Broadway-Darsteller aller Zeiten auf.

Jerry Ross’ Tod 1955, im Jahr der Uraufführung von „Damn Yankees“, blockierte die so vielversprechend begonnene Karriere des Komponisten Richard Adler – er konnte nie mehr an die früheren Erfolge anknüpfen.

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* Robert Morse gehört zum Ensemble der preisgekrönten TV-Serie „Mad Men“, die in jener Zeit und Sphäre spielt, in der das Musical entstand. Als greiser, aber lebensfroher Patriarch thront er hier auf jenem Spitzenposten, den er sich als frorscher Knabe erkämpft hat. Am Ende der Serie darf Morse in einer Traumsequenz sogar sein Musical-Talent ausspielen.
Die Firmentoilette, in der er seinen selbstverliebten Signature-Song vorträgt erinnert etwas die Unisex-Toilette, die in der Anwaltsserie „Ally McBeal“ Schauplatz einiger Musicaldarbietungen war.

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