Irgendwo dort unten … Bill Everett

betr.: 44. Todestag von Bill Everett

Bill Everett ist einer der Pioniere im Goldenen Zeitalter der Comics. Seine berühmteste Schöpfung verdankt sich seiner Begeisterung für das Meer: der „Sub-Mariner“ Namor, Held von Atlantis.* Diesem feuchten Hitzkopf stellte Carl Burgos noch einen flammenden gegenüber: „The Human Torch“. Damit eröffneten die beiden in „Marvel Comics“ #1 von 1939 die erste Superhelden-Ära bei „Timely“.

Bill Everett wurde am 18. Mai 1917 in Newton, Massachusetts geboren und erhielt seine kurze Ausbildung von 1934-35 an der Vesper George School of Art. Nach einiger Zeit als Werbegrafiker für eine Anzeigenagentur und ein Ingenieurbüro brachte er es zum Art Director der „New York Herald Tribune“. Hier könnte die Geschichte glücklich enden, doch es sollte (für den Leser) weitaus glücklicher kommen. Nach einem Streit mit seinem Vorgesetzten geriet der Zeichner an Martin Goodman, dem ein Verlag namens „Timely“ gehörte. (Rückblickend betrachtet ist das ein überaus klangvoller Name, denn er war der Vorläufer von Marvel Comics.)
Im Jahr nach dem Erfolg von „Superman“ gab es großen Bedarf an Superhelden-Geschichten in Comic-Form. (Im Radio, in Film-Serials und im Pulp hatte es diesen Typus schon zuvor gegeben.) Everett zeichnete die schon erwähnte Geschichte um eine amerikanische Antarktis-Expedition, die im ewigen Eis eher zufällig auf ein unterseeisches Königreich stößt. Zwischen dem Leiter der Expedition, Leonard McKenzie, und der Prinzessin Fen, die fünf Stunden an der Luft überleben kann und sich neugierig an Bord schleicht, kommt es zu einer Romanze, einer sehr kurzen Ehe – McKenzie kommt bald ums Leben – und der Geburt von Namor, dem „Aquarius“. Zum Prinzen von Atlantis wird er jedoch erst in einer späteren Phase (siehe unten) – nach dessen Zerstörung und Wiederaufbau und nach einem zehnjährigen Exil in New York (unter Gedächtnisschwund leidend)*.
Die Serie um den „Sub-Mariner“ machte so großen Eindruck, dass „Eastern Color Printing“ an Everett herantrat und ein Selbstplagiat bestellte; „Hydroman“ hatte einige Auftritte in „Reg’lar Fellers Heroic Comics“. In späteren Jahren musste Everett seinen Namor buchstäblich loslassen, obwohl er ihn immer wieder zeichnen sollte. An das Originaldesign mit dem schmalen Gesicht mochten sich Nachfolger wie Gene Colan und John Buscema nicht halten, und den märchenhaft-pathetischen Tonfall, den Stan Lee seinem Helden verpasste, mochte er ebensowenig wie den Schlachtruf „Imperius Rex“.

Nach seinem Wehrdienst 1942-46 kehrte er zu Goodman zurück und betreute und entwickelte die Geschichte um seinen Aquarius bis 1949 weiter.
Es kamen die 50er Jahre, in denen die Comics durch eine Krise gingen. Everett zeichnete Horrorgeschichten (die ab 1954 durch den Comics Code reglementiert waren), die Atlas-Serien „Marvel Boy“ und „Venus“ und schreckte sogar vor der Verfertigung von Glückwunschkarten nicht zurück.
Anfang der 60er begann Stan Lee, die Popkultur mit Marvel umzukrempeln, und Everett konnte seine Tätigkeit wieder aufnehmen.
Früher hatte er beim „Sub-Mariner“ die gesamte Arbeit im Alleingang erledigt: als Autor, Zeichner, Inker und sogar als Kolorist. Entsprechend flexibel wurde er nun bei Marvel eingesetzt. So gestaltete er zum Beispiel 1964 die erste Ausgabe mit der Entstehungsgeschichte von „Daredevil“ („Der Dämon“).  Als Inker war der gewiefte Everett eine Spitzenkraft.  Angesichts seiner herausragenden Reinzeichnung von Jack Kirbys „Hulk“ in „The Titan and the Torment!“ und der „Sub-Mariner“-Episode im gleichen Magazin könnte man zu der delikaten Bewertung gelangen, dass hier seine größten Talente lagen.
Mit „Captain America“ betreute er noch einen anderen Wiedergänger des „Golden Age“.

Die Karriere von Bill Everett endete durch einen Unfall. Er stürzte aus einem Bus, und als er nach Monaten endlich aus dem Krankenhaus kam, erlitt er mehrere Herzattacken, denen er mit 56 Jahren schließlich erlag.
Zuletzt war er noch einmal für neun Ausgaben zu seinem Sub-Mariner zurückgekehrt.

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* Siehe dazu https://blog.montyarnold.com/2016/10/01/aquarius-prinz-namor-der-held-von-atlantis-die-deutsche-chronologie-von-marvels-sub-mariner/

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