Die schönsten Filme, die ich kenne (10): Oskar Werner trifft Columbo

betr.: 42. Jahrestag der Erstausstrahlung von „Playback“

Der Rezitator, Burg- und Hollywoodschauspieler Oskar Werner hatte seine Filmkarriere bereits beendet, als ihn sich Peter Falk als Gast für seine Serie „Columbo“ wünschte. Falk, der zu dieser Zeit bestbezahlte TV-Darsteller der Welt, bekam ihn jedoch nicht aus Qualitätsgründen, sondern weil eine langjährige Wiener Freundin ein gutes Wort einlegte: Susanne Wildl, die Wirtin des berühmten „Café Korb“. (Der Falk-Biograf Uwe Killing hat das Geheimnis dieser Verbindung in seinem Buch* gelüftet.) Als der berühmte Gast aus Wien wegen eines Streits mit dem Produzenten nach zwei Wochen alles hinschmeißen wollte, fiel Peter Falk persönlich vor ihm auf die Knie, um ihn zum Weitermachen zu bewegen.Werner spielt den Erfinder Harold van Wyck, der eine reiche Frau geheiratet und sich so zum Chef eines Elektronik-Konzerns gemacht hat. Seine Schwiegermutter kann ihn nicht ausstehen und schaltet einen Privatdetektiv ein, um Belege für seine Seitensprünge zu sammeln. Sie droht ihm, diese ihrer Tochter zu übergeben, wenn er nicht abdankt. Van Wyck ermordet die alte Dame (was er ohnehin bereits vorhatte) und verschafft sich mittels Manipulation der Überwachungsanlage seines Hauses ein Alibi. Columbo schmeichelt dem Hausherrn mit seiner Bewunderung für die vielen technischen Spielereien, mit denen das Gebäude ausgestattet ist. Genau diese Gimmicks nutzt er dann freilich, um den Übeltäter auszuschmieren.

„Playback“ wurde Anfang der 90er Jahre neu synchronisiert, da die ARD die Folge seinerzeit auf 60 Minuten gekürzt hatte. Weder Peter Falks klassische deutsche Stimme Klaus Schwarzkopf noch der früh verstorbene Werner standen noch zur Verfügung. Während für Falk mit Horst Sachtleben ein wahrlich beglückender Ersatz gefunden worden war, musste man bei seinem Kollegen einen unschönen Effekt befürchten, wie er sich zuletzt bei „Jules et Jim“ ereignet hatte: dass Oskar Werner sich hier ausnahmsweise nicht selbst synchronisiert, steht einem Genuss der deutschen Fassung dieses Klassikers bis heute sehr im Wege. Irgendjemand kam auf die famose Idee, den Schauspieler und TV-Moderator Ernst Stankovski („Erkennen Sie die Melodie?“) dafür zu verpflichten, der „mit flauem Gefühl in der Magengrube“ seine Pflicht tat. Seine Sorge war unbegründet!

Der meisterliche Columbo-Krimi „Playback“ ist nicht unbeliebt, gehört aber zu den unbesungenen Episoden (während andererseits unerklärlicherweise die zähe Folge mit dem griesgrämigen Johnny Cash bei jeder Gelegenheit gepriesen und zu einem Highlight der Serie erklärt wird). Dabei konzentriert sich das Drehbuch besonders auf die Stärken des Formats: Dialoge zwischen guten Schauspielern. Die zurückhaltende Herzlichkeit, mit der sich der Inspektor der gelähmten Frau des Verdächtigen nähert (einer Schönheit, die von Falks befreundeter Kollegin Gena Rowlands gespielt wird), leuchtet einige seltener bespielte Winkel der Columbo-Figur aus. Mit dem Bösewicht kann er sich umso pointiertere Duelle liefern. In der Verachtung durch seine Hauptverdächtigen durchaus geschult, trifft ihn in der Werner-Villa eine geradezu darwinistische Herabsetzung, die jedem Wiener Kaffeehauskellner alle Ehre gemacht hätte. („Es wäre doch bequemer für Sie, wenn Sie gleich in eines unserer Gästezimmer einziehen, Inspektor!“) Die Überführung des Täters und dessen Ärger über die eigene Nachlässigkeit (ein besonders dummes Versäumnis, weit unter seiner Würde) wird in ihrer Vergnüglichkeit nur von Ray Milland übertroffen. In „The Greenhose Jungle“ bringt er Columbos Assistent mit einem eisigen Blick zum Schweigen, als ihm dieser seine Rechte vorlesen möchte.

Nachtrag: am 13.8.2018 erreichte mich dieser hilfreiche Hinweis:
„Lieber Freund! Sie irren sich. Nicht Ernst Stankovski hat Oskar Werner in „Playback“ synchronisiert, sondern Miguel Herz-Kestranek. Mit flauem Magen. Mit freundlichen Grüßen Christoph Schuh“
Ich bedanke mich herzlich. Ich hatte die Information der damals sehr gründlichen TV-Zeitschrift „Gong“ entnommen und meinte, Herrn Stankovski auch wiederzuerkennen.
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* „Peter Falk oder Die Kunst, Columbo zu sein“, Osburg Verlag

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4 Antworten zu Die schönsten Filme, die ich kenne (10): Oskar Werner trifft Columbo

  1. Ronald Koob sagt:

    Danke für die Info. Jedoch: die ARD besitzt die komplette ungekürzte Version mit O. Werner als Synchronstimme. RTL sendet ja ab-und-zu Colombo-Folgen; „Playback“ ist auch darunter; mit der Synchronstimme von O. Werner!

  2. -sy- sagt:

    Schrecklich! Oskar Werner zu SEHEN und Herz-Kestranek zu HÖREN! So sehr ich Herrn Kestranek mag, aber das geht gar nicht!

  3. Willibald Müller sagt:

    Bei Youtube gibt es die Tonspur (also keine Bilder) mit Klaus Schwarzkopf und Oskar Werner.
    Die beiden waren kongenial. Kann mich gut an die deutsche Erstausstrahlung erinnern.

  4. Heimwerker sagt:

    Die Wahl zwischen der ARD- und der RTL-Synchronisation fällt wirklich leicht, wenn man in der vorteilhaften Lage ist, sie treffen zu können. Die Wahl fällt dann immer auf die bessere 1975er Version mit Oskar Werner, auf dessen Sprechtalent ins Besondere der theatralisch-dramatische Höhepunkt in der letzten Filmminute voll und ganz zugeschnitten ist, und gegen den in jeder Szene der großartige Klaus Schwarzkopf ausnahmsweise wie die zweite Geige eines Orchesters richtig unscheinbar wirkt.
    Übrigens: Im Columbo-Forum kann man dem „Columbologen“ eine Nachricht schreiben. Dann bekommt man die Synchronfassung mit Klaus Schwarzkopf und Oskar Werner auf DVD zugeschickt.

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