Broadway’s Like That (65): Cole Porters späte Jahre

9. Cole Porter – Der spitzfindige Gentleman (4)

Obwohl die Erwartungen nach „Kiss Me Kate“ besonders hoch waren, experimentierte Porter in seinem nächsten Projekt noch entschlossener mit diesem anachronistischen Stil. „Out Of This World“ liebäugelt 1950 deutlich mit Jacques Offenbach und seinen Sujets – und wurde ein Flop. Einzig der Song „From This Moment On“ wurde zum Hit und fand über die MGM-Filmversion von „Kiss Me Kate“ schließlich Eingang in dessen Repertoire.

„Out Of This World“ vereint auf ideale Weise alles, was man für einen großen Misserfolg in Amerika braucht: avantgardistische Töne, Provokationen und Anspielungen an Oper und klassisches Ballett. Den Porter-typischen frechen Inhalten stehen musikalisch ein paar verblüffend biedere Töne (für Porter-Verhältnisse) gegenüber. Die allgemein als problematisch empfundene Handlung war zum Zeitpunkt der Premiere bereits mehrfach umgeschrieben  worden. Sie bediente sich bei „Orpheus in der Unterwelt“ sowie bei Kurt Weills „One Touch Of Venus“ – die olympische Götterwelt bricht sich mit der Banalität der Irdenen. Wie schon Offenbach nutzt auch Porter die Auftritte von Merkur, Juno und Jupiter als Metapher für aktuelle Missstände, wie bei Kurt Weill wird daraus jedoch keine pure Kopie der alten Operette.

Geographisch wie inhaltlich näherte sich Cole Porter 1953 mit seiner nächsten Show dem Urvater Offenbach noch näher an, dem er schon im Titel huldigt: „Can-Can“. Er adaptierte dessen „Pariser Leben“ und kehrte gleichzeitig zu seinen eigenen Pariser Ursprüngen zurück. Porter erfand damit das Genre des Paris-Musicals neu, dem er mit seiner letzten Broadway-Show „Silk Stockings“ noch einen weiteren Beitrag widmen sollte.
Der durchaus ernstgemeinte Song „I Love Paris“ wurde der größte Hit des Erfolgsmusicals „Can-Can“ und unter dem Titel „Ganz Paris träumt von der Liebe“ zu einem Evergreen in der jungen Bundesrepublik. Wie schon „Kiss Me Kate“ wird auch „Can-Can“ sowohl von den Musical- als auch von den Operettenführern behandelt, von ersteren aber insgesamt besser beurteilt.

Nach einer ganz und gar amerikanischen Arbeit für MGM, die später den Weg auf die Bühne gefunden hat, „High Society“, endet Porters Werk mit einer weiteren Pariser Geschichte: „Les Girls“, einem Filmmusical, das in die sieche Schlussphase des Genres fällt.* Hier hört man wirklich billigen Frou-Frou („Ladies In Waiting“), aber auch Glanzlichter: die Ballade „Ca, c’est l’Amour“ etwa und eine letzte furiose Anmache aus der Porter-Werkstatt: „Why Am I So Gone About That Girl?“.

Forts. folgt

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