Das selbstparodistische Element

betr.: 90. Geburtstag von Roger Moore*

Als sich Roger Moore in den 70er Jahren langsam neben dem „einzig wahren Bond“ Sean Connery etablierte, mögen die Fans der Filmreihe gestaunt haben, wie frei interpretierbar der Charakter des James Bond doch ist. – Vielleicht auch nicht so sehr, denn die Nebenrollen hatten das ja schon vorexerziert: sowohl der CIA-Mann Felix Leiter als auch der Erzschurke Ernst Stavro Blofeld hatten von Film zu Film sehr unterschiedlich ausgesehen.
Für den taffen Agenten mit der Lizenz zu töten war Roger Moore eigentlich zu schön, für einen derartigen Schönling aber auch ungemein sympathisch – sowohl in seiner Rolle als auch, wenn er es mit Journalisten zu tun bekam. Die hörten auch von Dritten nie ein böses Wort über ihn.

Wie sonst nur Dean Martin beherrschte Roger Moore die Kunst, ein lockeres Verhältnis zu seinem Job zur Schau zu stellen, während er ihn ausübte, ohne sich handwerkliche Unsauberkeit zu leisten. Und wenn er auch gelegentlich durchblicken ließ, die Bond-Drehbücher reichlich haarsträubend zu finden, kam ihm niemals in den Sinn, seine Fans mit wirklich abfälligen Äußerungen über seine Arbeit zu düpieren ( – im Gegensatz zu gewissen deutschen TV-Schauspielern).
Seine Witze machte Roger Moore stets auf eigene Kosten.
Auf die Journalistenfrage, was er tun würde, wenn er plötzlich sparen müsste, antwortete er: „Als erstes bekämen die Kinder nichts mehr zu essen.“  Angesprochen auf die Hungerkur, die er selbst vor Antritt der 007-Rolle machen musste, meinte er: „Ich glaube, ich habe mehr Gewicht beim Friseur verloren als durch meine Diät oder die Gymnastik.“ Auf die Wahl seiner Krawatten angesprochen: „Sie verhindern dass die Soße beim Essen direkt aufs Hemd spritzt.“ Abergläubisch sei er nicht, aber er „würde natürlich auf keinen Fall unter einer Leiter durchgehen oder Salz verschütten. Das hieße, die Vorsehung herauszufordern.“ Ob er nicht genug verdient hätte, um mit dem Filmen aufzuhören? „Natürlich könnte ich, aber ich will nicht. Ich arbeite gern, weil es mir wirklich Spaß macht. Aber auch weil man schamlos überbezahlt ist und dadurch wirklich unabhängig. Man nennt das ‚Leck-mich-am-Arsch-Geld‘.“ – „Für weniger als eine Million Pfund stehe ich morgens gar nicht erst auf.“ (Den Rat, dem Geld vor der künstlerischen Ambition den Vorzug zu geben, bekam er schon 1954 von Noël Coward).
Was Roger Moore mit Ian Fleming verband, dem Schöpfer des literarischen James Bond, war sein Understatement. Einer seiner klassischen Sätze zur eigenen Begabung lautete, er beherrsche nur zweierlei: „Erstens: Augenbraue heben, zweitens: Augenbraue senken.“
Als ihn der Journalist Erich Kocian einmal fragte, wie ernst er das ständige Gerede über sein minderes Schauspieltalent denn wirklich meinte, antwortete er: „So wie ich’s sage. Ich bin ein Scheißer!“ („I’m a shit.“)

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* Lange Zeit war es ein Geheimnis, wie alt Roger Moore wirklich sei. Der 14. Oktober stand als Geburtstag fest, als Geburtsjahr kursierten 1928 und 1930.

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Eine Antwort zu Das selbstparodistische Element

  1. Wunderbare Würdigung von Roger Moore, der mir mehr noch als Bond als Simon Templar gegenwärtig bleiben wird.

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