Der Song des Tages: „Juwelenarie“

betr.: 124. Todestag von Charles Gounod

Wer den Wunsch verspürt, ein Kind für klassische Musik zu begeistern, greift gern (oder griff „zu meiner Zeit“) zu Werken wie „Peter und der Wolf“ oder „Karneval der Tiere“, Konzertstücken also, in denen vermenschlichte Vierbeiner auftreten. Wer es ambitionierter mag, greift zu Leonard Bernsteins sensationeller TV-Reihe „Young People’s Concerts“ – die hat den Vorzug thematischer Vielfalt, ist aber nur auf Englisch zu haben. Ansonsten steht zum Glück ja gerade die Saison der Weihnachtsmärchen vor der Tür.
Hätte ich ein Kind für die Klassik zu öffnen, würde ich es mit Musik versuchen, die uns Erwachsenen mit etwas Fantasie den Eindruck erlaubt, der Komponist könnte sich bei der Arbeit amüsiert haben.

Juwelen der Sängerin
Das insgesamt 20. Cover der berühmten Buchreihe ist eines der bekanntesten – aber was singt Bianca Castafiore? Hören können wir es hier nicht, aber im PDF weiter unten zumindest lesen.

Einige Opernarien klingen, als hätte es schon zur Zeit ihrer Entstehung den Begriff camp* gegeben. Anders gesagt: auch wenn man sich das Programm der kürzlich zur Filmheldin gewordenen Florence-Foster Jenkins einmal in seriösen Interpretationen anhört, leuchtet der einen oder anderen Sängerin (akustisch) der Irrsinn aus den Augen. Zumindest dann, wenn die Dame das Werk richtig verstanden hat.Die lauteste komische Nebenrolle der berühmten „Tim und Struppi“-Comics, die Castafiore, verkörperte jene Mischung aus Schrillheit und Hedonismus, ohne die fast keine Oper auskommt. Ihre Lieblingsnummer ist die „Juwelenarie“ aus Gounods Opernfassung des „Faust“. Auch wer brav seine Steuern zahlt, kann seine Freude haben an diesem Hohelied auf Oberflächlichkeit und Habgier.
Und überhaupt: was spricht eigentlich gegen die Idee, das ein Mensch (jung oder nicht) Comics und Opern liebt?

Juwelenarie_Margarethe
Die Musik zum Comic „Die Juwelen der Sängerin“ als PDF

____________________________
* Siehe dazu https://blog.montyarnold.com/2014/10/04/eskapismus-fuer-geniesser-was-ist-camp/

Dieser Beitrag wurde unter Comic, Medienphilosophie, Musik, Noten abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert