Ein Kartenhaus zerbricht

betr.: die 5. Staffel von „House Of Cards“ 

Soeben die 5. Staffel von „House Of Cards“ beendet – eine Zumutung!
Besonders, da ich mir zuvor – wie üblich – die vorangegangene Staffel nochmals angesehen habe, um wieder im Thema zu sein (- und die war noch besser als beim ersten Mal).
Im Vorfeld der aktuellen Veröffentlichung war zu lesen, es sei delikat, einen möglichst abscheulichen US-Präsidenten erfinden zu wollen und dann von einem realen Donald Trump überholt zu werden. Das klang ein bisschen nach schlechtem Gewissen, nach fauler Ausrede. War es auch.

House Of Cards V

Kein realer Regierungschef zwingt Kevin Spacey alias Präsident Underwood, das eigene Treiben wieder und wieder mit blasierten Kommentaren in die Kamera zu garnieren – was zu Beginn der allerersten Folge noch ein charmanter Kniff war, dann zunehmend nervte und mittlerweile keinen Sinn mehr ergibt, da Underwood längst nicht mehr Herr der Lage ist. Die Figur des Redenschreibers Tom – aus dessen Mund und Feder nur das allerbanalste Gefasel hervorquellt – ist ein derartiger Waschlappen, dass man sich unentwegt fragt, warum ihm so viel Raum gegeben wird und warum er immer wieder zurückkommt, so oft er auch androht, diesmal für immer zu verschwinden. Warum werden ständig neue Nebenfiguren eingeführt, aufgeblasen und wieder entsorgt? (Und was zum Kuckuck hat der homoerotische Auftritt dieses Fitnesstrainers und Bürgerkriegssoldaten zu bedeuten?) Sämtliche Figuren agieren so sprunghaft und unlogisch, dass man sich scheut, von Charakteren zu sprechen („Ich schlafe nicht mir dir, weil ich dich liebe, sondern weil ich dich hasse!“), und die größte Spannung ergibt sich aus der Frage, ob die Produktion den Mut haben wird, diesen Intrigantenstadl – der nicht einmal dem Bösewicht und Protagonisten so recht Freude – nun zu einem Finale zu bringen. (Sie hat ihn nicht – die beinharten Fans wussten das eh schon vorher.)

Die 5. Staffel von „House Of Cards“ erinnert mich an eine köstliche Karikatur aus der „taz“: eine Mutter blickt in das völlig verwüstete Kinderzimmer ihres Sohnes. „Das Chaos habe ich ganz allein angerichtet!“ prahlt der Junge. „Und ich dachte schon, Trump war hier!“ antwortet die Mutter.

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Eine Antwort zu Ein Kartenhaus zerbricht

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