The Windmills Of Their Minds

betr.: 57. Jahrestag der Premiere von „Man Of La Mancha“ / 77. Geburtstag von Terry Gilliam

Terry Gilliam, Erfinder des niedersausenden MontyPython-Fußes, hat zwei Dinge mit Orson Welles gemeinsam: mangelndes Organisationstalent bei immenser kreativer Fantasie und ein Faible für den „Ritter von der traurigen Gestalt“ Don Quijote. Beide Regisseure brachten Jahre damit zu, diesen Stoff nicht zu verfilmen. Der notorisch bankrotte Orson Welles drehte über einen langen Zeitraum immer wieder einzelne Szenen in der Hoffnung, es würde einmal ein Werk daraus: wann immer er etwas Geld mit kleineren Rollen in mittelmäßigen Filmen verdient hatte, trommelte er ein wenig Crew und seine beiden Hauptdarsteller Mischa Auer und Akim Tamiroff zusammen – bis ihm Auer schließlich wegstarb.
Terry Gilliam machte immer wieder neue Anläufe mit unterschiedlicher Besetzung, z.B. mit dem im Oktober ebenfalls verstorbenen Jean Rochefort als Quijote. Sämtliche Spielarten höherer Gewalt funkten dem Regisseur dazwischen, zuletzt erlitt der leidenschaftliche Reiter Rochefort einen Bandscheibenvorfall und schaffte es nicht mehr auf seine treue Rosinante. Daraufhin wurde das Projekt – einstweilen – endgültig abgebrochen, „The Man Who Killed Don Quixote“ zog ins Walhalla der legendären unverwirklichten Filmprojekte ein und gilt als eines der größten Produktionsdesaster der jüngeren Zeit. Ganz umsonst war die Mühe aber nicht: der Dokumentarfilm über Gilliams Scheitern „Lost In La Mancha“ hat über die Jahre ein beträchtliches Publikum gefunden.

Das Musical „Man Of La Mancha“ von Mitch Leigh war hingegen ein Erfolg und wurde mit Starbesetzung verfilmt. Doch auch mit dieser musikalischen Variante der alten Rittergeschichte verbindet sich die Kränkung einer Künstlerpersönlichkeit.
1972 entstand ein recht aufwendiges TV-Special, in dem Anneliese Rothenberger ihrem Publikum spanische Spezialitäten reichte. Vor andalusischer Landschaft und tipp-topp als Dulcinea zurechtgemacht trug Frau Rothenberger auch Musik aus „Man Of La Mancha“ vor.
Kurz vor ihrem Tode gestand die Sängerin dem Talker Reinhold Beckmann, sie habe nach ihrem Rückzug als klassische Sängerin und Fernsehmoderatorin noch jahrelang auf reine Schauspielangebote gehofft; ihre darstellerischen Talente habe sie schließlich in vielen Opern- und Operettenrollen unter Beweis gestellt. Dass solche Anfragen gänzlich ausblieben waren, betrübte sie.
Da war sie dann ganz nah bei den anderen großen Pechvögeln der Mancha: Welles, Gilliam und Don Quijote.

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