Die schönsten Filme, die ich kenne (1) – Einführende Worte

Nach meiner Definition sind Lieblingsfilme solche, die man sich immer wieder anschauen möchte – so wie man auch seine Lieblingsplatte immer wieder auflegt. Zu meiner persönlichen Liste solche Filme zählen natürlich auch Klassiker, Kultfilme und sogenannte Blockbuster. Aber um die soll es hier nicht gehen. Über „Citizen Kane“ sind vielleicht mehr Bücher geschrieben worden als über Napoleon – das finde ich lobenswert, habe dem aber nichts hinzuzufügen. – Gewiss: wir leben in einer Zeit, in der sich die Resonanz der Meisterwerke des Kinos zunehmend auflöst, schon aufgrund der immer weiter wachsenden Menge des Materials. Und dieses muss sich die Aufmerksamkeit des Zusehers auch noch mit Katzenvideos teilen, mit Sportereignissen oder DVD-Boxen mit angesagten US-Serien.
Diese Rubrik widmet sich jedenfalls sehenswerten Filmen, über die bisher nichts oder zuwenig geschrieben wurde. Vorweg also in Kürze, worum es hier nicht gehen wird.

Horrorfilme

Fürchterlich gerne hätte ich ausführlich von „Rosemaries Baby“ geschwärmt, dieser Film ist nicht nur unerhört fesch mit seinem Sixties-Look und seinen Technicolor-Farben, er liefert auch die Erklärung dafür, warum sich unsere Welt in einem so chaotischen Zustand befindet. Aber das tut ein Kabarett-Programm von Volker Pispers auch (obwohl es mich im Gegensatz zum wahrhaft beglückenden Entsetzen, das Polanski mit seinem Film verbreitet, einfach nur runterzieht).
„Frankenstein“ mit dem ultimativen Filmmonster Boris Karloff und „Freaks“ von Tod Browning, beide etwa gleich lang und gleich alt, haben das Kunststück fertiggebracht, 85 Jahre lang wirkungsvoll zu bleiben. Die „Freaks“ sind leibhaftige Ausgestoßene der Gesellschaft, wie sie bis ins frühe 20. Jahrhundert in fahrenden Monstrositätenkabinetten, sogenannten Side-Shows, dem Publikum ausgesetzt wurden. Eine durchaus begrüßenswerte gesellschaftliche Entwicklung hat die Herstellung weiterer Filme dieser Art unmöglich gemacht, ein weniger erfreuliches Wuchern politischer Korrektheit tat ein Übriges. Aber auch anständige Menschen dürfen sich „Freaks“ getrost ansehen: die Außenseiter vom Rummel sind die Guten, die normalen Menschen sind die Untiere. Im Serienfernsehen hat sich zuletzt die „American Horror-Story“ des Themas angenommen, doch diese Serie ist ein getrickstes Fantasieprodukt, während dem alten Film der Thrill eines dokumentarischen Aspektes anhaftet.
Der erste und bis heute beliebteste moderne Horrorfilm ist unbedingt einer meiner Lieblinge, und ich sehe ihn mir seit 35 Jahren immer wieder an: „Psycho“ (über den sicher noch mehr geschrieben wurde als über „Citizen Kane“). Auch „Das Schweigen der Lämmer“ ist immer noch großartig – beide beziehen sich übrigens auf den gleichen kannibalischen nekrophilen Transvestiten (er zog sich die Gesichter seiner Opfer an) Ed Gein aus Wisonsin, der auch „The Texas Chainsaw Massacre“ inspiriert hat (welchen ich erwähne, doch keineswegs in diese Liste mit aufnehmen möchte!).
Was ist mit „Misery“? Auch der ist tatsächlich so gut, wie alle sagen.
Das trifft nicht ganz auf die hinreißenden Hammer-Gruselfilme zu. Ich liebe Christopher Lee als den einzig wahren „Dracula“, zähle aber keinen seiner Filme zu meinen Favoriten – obwohl der erste seiner Dracula-Auftritte mich in Kindertagen lange beschäftigte und ich Lee in der Parodie „Die Herren Dracula“ nicht nur zum Totlachen sondern einfach zum Anbeißen fand.
Forts. folgt

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