Hüsch für Eilige

betr.: 12. Todestag von Hanns Dieter Hüsch

Über Hanns Dieter Hüsch habe ich in all den Jahren mehr gelacht als über (die hochverehrten) Loriot und Heinz Erhardt zusammen. Wer heute in das Werk dieses Kleinkünstlers (wertfreier Genrebegriff und Selbstbezeichnung) einsteigen will, ist trotz allgemeiner medialer Überversorgung ziemlich aufgeschmissen. Hüschs Karriere war eine der längsten und materialreichsten Entertainer-Laufbahnen überhaupt; er begann als Student und fiel nach einer überwundenen Krebserkrankung eines Tages praktisch auf der Bühne um. Und doch sind vor allem Teile seines Spätwerk heute zugänglich. Der hierin vermittelte Eindruck allein trügt. Bereits die Cover der Hüsch-Platten verweisen auf unentwegten Wandel und ständige Neuerfindung.

Hier ein  flotter Überblick über Künstler und Werk:

Die 50er Jahre

„Bin so germanisch-depressiv!“

Hüsch ist Mitbegründer einer Kabarett-Gruppe, spielt übergangsweise erste Solo-Kompilationen aus dem Ensembleprogramm und wird schließlich zum solistischen Mann am Klavier. Er wird vom Südwestfunk entdeckt und als Chanson-Schreiber verpflichtet: sein erstes festes Einkommen.

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Die 60er Jahre

„Heilig alles, was da konzertiert!“

HDH steigt vom Klavier auf die Schweine-Orgel um, die er in nichtmusikalischen Momenten als Tisch für seine Manuskripte benutzt (so wird er es fortan halten). Er ist so tagespolitisch wie nie, den Linken aber nicht links genug. Sie verübeln ihm seine Jobs beim Kinderfernsehen als schnöde Kommerzentscheidung und jagen ihn mit konzertierten Boykottaktionen ins Schweizer Exil.
HDHs lebenslange Verbindung zum Saarländischen Rundfunk nimmt ihren Anfang.

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Die 70er Jahre

„… und ich mach dummes Zeuch!“

HDH wird recht populär durch noch mehr Fernsehen (obwohl er die modischen Unsitten der Ära voll ausschöpft und zum Fürchten aussieht), tingelt aber weiter unablässig. Kein satirisches oder kabarettistisches Genre bleibt unbeackert. Seine Vielseitigkeit als Autor ist auf ihrem Höhepunkt. Die witzigsten aber auch die bösesten Hüsch-Nummern entstehen (- mitunter trifft beides gleichzeitig zu).

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Die 80er Jahre

„Der Niederrheiner weiß nichts, kann aber alles erklären“

HDH ist als Vortragskünstler so virtuos wie nie. Eine Kette von Jubiläen (60. Geburtstag, 40. Bühnenjubiläum, 65. Geburtstag, 45. Bühnenjubiläum …) hält ihn medial präsent. Abgesehen von der Zeit nach dem Tod seiner „Frieda“, in der er seine düstersten literarischen Vorträge schreibt, wird er immer verschmitzter und quasi zum Vollhumoristen.

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Die 90er Jahre

„Du kommst auch drin vor“

HDH entwickelt sich zum Schnellsprecher der Nation, serviert mit Vorliebe Alltagskomik in kurzen Monologen (Stand-Up im Sitzen). Abseits seiner unvermindert florierenden Bühnentätigkeit gibt er sich (passend zum grauen Bart) vor allem christlich-versöhnlich.
Dieser Abschnitt seines Repertoires lebt einstweilen in gelegentlichen TV-Wiederholungen im Dritten Programm, auf Youtube und auf erhältlichen Tonträgern fort.

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Eine Antwort zu Hüsch für Eilige

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