Sunken Rhapsodies – Konzertmusik für das Kino (1): „The Enchanted Cottage“

betr.: 35. Todestag von Roy Webb

Die RKO (Radio-Keith-Orpheum) war jenes legendäre Filmstudio, das in der frühen Tonfilmzeit solche Meilensteine wie „King Kong“ und „Citizen Kane“ produzierte, ehe es 1955 unterging. In der „Rocky Horror Picture Show“ wird es als zentrale Produktionsstätte des phantastischen Films gefeiert (ein Ruhm, den es sich allerdings mit Universal Pictures teilt).
Roy Webb war der Musikchef der RKO und komponierte in dieser Funktion sämtliche Soundtracks, die der Produzent Val Lewton dort verantwortete, so auch die berühmte Urfassung von „Cat People“. Als er sich 1961 zurückzog, hatte er 300 Filmmusiken abgeliefert. Die meisten davon jedoch waren in minderwertigen Produktionen begraben (und Horror und Science Fiction ohnehin wenig angesehene Genres), so dass der Name Roy Webb bis heute ein Geheimtipp geblieben ist. Hört man seine Musik für den Hitchcock-Evergreen „Notorious“, bedauert man das.

Webb war mit von der Partie, als Mitte der 40er Jahre die allerersten Soundtracks auf Tonträger auf Schellack-Platte) veröffentlicht wurden. Natürlich hatte es schon zuvor Schallplatten mit Musical-Songs oder Tanzmusik-Versionen beliebter Filmthemen gegeben, aber nun konnte man erstmals sinfonische Tondichtungen kaufen, die auf Original-Filmpartituren beruhten. Dafür wurde die Filmmusik in ein zusammenhängendes Stück umarrangiert, meist in ein Klavierkonzert; spätere Filmmusik-LPs präsentierten das Material zumeist in Suitenform.

„The Enchanted Cottage“ ist ein Film um einen blinden Pianisten, dessen Musik Roy Webb als Ghost-Writer zu besorgen hatte. Wie damals üblich, ist sie der spätromantischen Tradition verpflichtet, doch sie hat impressionistische Untertöne, ist „näher an Frederick Delius als an Debussy oder Ravel“, wie Royal S. Brown anmerkte.

Es folgt eine frisch restaurierte Archivaufnahme unter der Leitung von Constantin Bakaleinikoff. Der Pianist ist Max Rabinowitsch.

Dieser Beitrag wurde unter Film, Filmmusik / Soundtrack, Medienkunde, Musik, Musik Audio, Science Fiction abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Sunken Rhapsodies – Konzertmusik für das Kino (1): „The Enchanted Cottage“

  1. Andre Solnikkar sagt:

    Lieber Herr Arnold,

    erlauben Sie mir eine kleine Korrektur:
    Val Lewton hat „Cat People“ und acht weitere Horrorfilme für RKO produziert, die zu Recht als Klassiker gelten. Er war aber weder Kameramann (sondern begann als Reporter) noch Regisseur, sondern eben Produzent und (zumeist ungenannter) Co-Autor seiner Filme.
    Für fast alle davon schrieb Roy Webb die Musik (in einer vortrefflichen Einspielung auf CD erhältlich); sie gehören – neben dem zu Recht hervorgehobenen „Notorious“ – zu seinen besten Arbeiten. Für Ihren Hinweis auf diesen leider immer noch vernachlässigten Meister danke ich Ihnen herzlich.

    Mit besten Grüßen,

    Andre Solnikkar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert