Ixen – eine Technik, die beispielsweise in der Synchronarbeit zum Einsatz kommt – erfordert rasche und präzise Textauffassung. Diese Serie hält Sprech-Übungen bereit, um die betreffenden Instinkte zu schärfen.
Wer an einem Hörspiel mitwirkt, kann sich beim Erfassen des Textes linear durch das Skript bewegen. Beim Synchron bekommt man sogar noch eine bebilderte Originalfassung, an der man sich orientieren kann. Bei der Sprachaufnahme für Software ist das anders. Das Skript besteht aus einer Excel-Tabelle (was kein schöner Anblick ist), und man sieht nur die eigenen Takes und nicht etwa fortlaufende Dialoge, die beim Verständnis der Situation helfen können.
Da bei PC- oder Online-Spielen verschiedene Optionen für den Spieler produziert werden müssen, gibt es auch keine Dramaturgie mehr, an der man sich orientieren könnte. Trotzdem muss man es irgendwie hinbekommen, dass das Gesagte einen Sinn hat (bzw. dass die Betonung stimmt).
Zum Glück gibt es eine Regie, die solche Fragen beantworten kann und die ein Bild des Charakters zur Hand hat, den man interpretieren soll.
Das muss aber nicht so sein. Die Produktionsumstände dieses Mediums bringen es zuweilen mit sich, das man nur den Namen Figur erfährt und ansonsten viel Fantasie aufwenden muss.
Am besten ist man auf diesen worst case vorbereitet und weiß sich zu helfen.
Die Kunst, fehlende Informationen aus den vorhandenen zu berechnen, nennt man Induktion*. Das Prinzip beherrschen wir alle – besonders diejenigen, die hin und wieder Comics lesen.
Was sich gewissermaßen auf der weißen Linie zwischen den Bildern abspielt, wissen wir, obwohl es nicht explizit erzählt wird.
Wir wissen, wer auf dem zweiten Bild den Schrei ausstößt und was zwischen Bild 1 und 2 (also im weißen Streifen dazwischen) passiert sein muss.
Nach dem gleichen Prinzip ergänzen wir die Information aus dem aktuellen Kasten der Excel-Tabelle.
Beginnen wir mit einem einfachen Beispiel, einer kurzen Sprechrolle mit nur drei Takes.
Ein namenloser Cop mit Nummer und nur drei Takes legt nahe, dass er einer von mehreren ist. Der Text lässt darauf schließen, dass er sich gerade im Einsatz befindet. Daraus ergibt sich, wie seine Lines zu sprechen sind (routiniert, aber konzentriert und wachsam; etwas lauter, da er sich seinen Kollegen unter freiem Himmel und vor einer actionreichen Geräuschkulisse mitteilen muss etc.).
Kommen wir zu einem etwas anspruchsvolleren Beispiel.
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* Dieser Begriff bezeichnet eine der drei großen Tugenden des recherchierenden Autors: Deduktion, Induktion, konstruktive Imagination.
