betr.: 26. Todestag von Jack Arnold / „Shape of Water“ / „Das Flüstern des Wassers“ / Synergien in der Popkultur
Wann immer ein Film unserer Tage besonderes Aufsehen sowohl beim Publikum als auch bei der Kritik erregt, gibt es ein großes Vorbild. Mitunter ist es ein ganzes Genre, das man hinter der Leinwand trapsen hört – so bei „La La Land“ und „The Artist“ und den vielen „Star Wars“-Filmen.
„Shape Of Water“ hat das Feuilleton zu regelrechten Orgien der Spurensuche angestachelt, und da durfte es (Fischmensch hin oder her) gern etwas oberflächlich zugehen: die Musicalfilme mit Esther Williams wurden aufgerufen, die Farbdramaturgie des Technicolor-Kinos, Cocteaus „Die Schöne und das Biest“, „Alien“ und das Weihnachtsmärchen „Drei Nüsse für Aschenbrödel“. Auch die Assoziation mit Steven Spielberg fehlte nicht.
Am Sichtbarsten und in mehrfacher Hinsicht bedient sich der Film bei Jack Arnold und seinem „Schrecken vom Amazonas“.* Dieser Film dürfte auch die einzige Vorlage sein, die bei der Entstehung von „Shape Of Water“ wirklich zur Hand genommen wurde. Der heutige Kiemenmensch hat immerhin das Glück, dass seine Gefühle erwidert werden. Arnolds Urviech erntete nur Mitleid, doch das kam immerhin von der atemberaubenden Marilyn Monroe** – wenn auch nicht im selben Film.
Machen wir uns nichts vor: dem heutigen Publikum sind solche Verweise schon deshalb egal, weil es sich an kein Vorbild mehr erinnert, das länger als zehn Jahre zurückliegt (einen sehr engen Kanon einmal ausgenommen). Die Frage, ob es für den Erfolg eines geplanten „Blockbusters“ a) gut, b) schlecht oder c) weiß nicht sein müsse, auf eine popkulturelle Vorgeschichte verweisen zu können, treibt nur die Produzenten und die Kritiker um.
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* Siehe dazu https://blog.montyarnold.com/2015/10/14/miss-froy-und-das-paranoia-kino/
** Siehe dazu https://blog.montyarnold.com/2018/03/08/der-song-des-tages-on-lexington-and-52nd-street/
Hoffe, zumindest zum erweiterten Kreis des sehr engen Kanons zu gehören.