Die schönsten Filme, die ich kenne (73): „Galaxy Quest – Planlos durchs Weltall“

Wer bei „Raumschiff Enterprise“ (der klassischen Serie) einen roten Pullover trägt, der wird es vermutlich nicht überleben, zu einem Landetrupp abkommandiert zu werden. Besonders dann, wenn er keinen Namen hat. Seit vor gut 25 Jahren ein niederbayerischer Komiker diese Erkenntnis aus den Comedy-Clubs der USA in die unsrigen importiert hat, hat sich eine regelrechte Industrie gebildet, deren alleiniges Sujet die Verarschung der Serie „Star Trek“ ist. Den Fans der Serie hat das den Spaß nicht verdorben, aber insgesamt war es zuletzt ein bisschen zuviel des Guten.
Umso verblüffter war und bin ich von einem Film, der so ziemlich alle Enterprise-Schmähwitze zu einer runden Sache zusammenfügt: „Galaxy Quest – Planlos durchs Weltall“. Obwohl der Film nicht nur die Serie selbst aufs Korn nimmt, sondern auch ihre nerdigen Fans und ihre desillusionierten Darsteller, kommt er ohne jeden Sarkasmus über die Runden. Er praktiziert die gleiche Liebe zur Kreatur, die schon „Raumschiff Enterprise“ ausgezeichnet hat, ohne dass es deswegen weniger zu lachen gäbe.

Felsenfest davon überzeugt, eine tapfere Weltraum-Crew vor sich zu haben, entführen echte Außerirdische auf einem Trekkie-Meeting die abgehalfterten Ex-Darsteller der vor 20 Jahren sehr erfolgreichen, aber längst abgesetzten TV-Serie „Galaxy Quest“. Die Besucher vom Planeten Klatu Nebula haben die TV-Episoden als „historische Dokumente“ missverstanden und erhoffen sich von den ausgelaugten Stars Hilfe im Kampf gegen eine drohende Invasion. Auch die Schauspieler vertun sich gründlich: sie halten die Thermianer nämlich für verkleidete Fans und glauben, bei einem bezahlten Jux mitzuspielen. Als der Irrtum auffliegt, ist es zu spät. Hauptdarsteller Jason Nesmith alias Commander Taggart muss seine Kollegen (die ihn keineswegs schätzen) nun tatsächlich in die Schlacht führen – an Bord der „NSEA Protector“, die die Aliens funktionstüchtig nachgebaut haben. Immerhin:  das Schiff lässt sich mit den Erkenntnissen aus dem Fernsehstudio tatsächlich steuern. Doch was wird sein, wenn der glibberige Tyrann Ernst macht?

„Galaxy Quest“ ist nicht nur eine kluge Mediensatire, sondern auch ein Dokumentarspiel über unsere Popkultur, das selbstreferenzielle TV- und Comedy-Zeitalter und über die Fankultur der Jahrtausendwende. Alan Rickman war nie besser als in der Rolle des verhinderten Charakterschauspielers, der in der Falle sitzt, einmal überzeugend ein „weises“ Alien gespielt zu haben. Überhaupt ist das Casting sehr feinfühlig. Tim Allen, der als Captain-Kirk-Abziehbild auftritt, ist ebenfalls ein langjähriger Serienheld, der im Kino nie besonders groß rauskam. Mit Sigourney Weaver wiederum fügt sich die wichtigste Repräsentantin des Science-Fiction-Films der Post-Star-Trek-Ära in diese Parodie ein. Der Film spielt mit dem fragwürdigen kollegialen Ruf des echten Kirk-Darstellers, mit dem Problem von Kinderstars, die aus ihrer Rolle herauswachsen, mit dem Fluch des Erfolgs. Darauf ruht er sich aber nicht aus. Er hat eine wirklich gutgebaute Geschichte zu erzählen, die ein mehrmals gebrauchtes „Star Trek“-Episodenkonzept variiert. Nichts für ungut: man muss das alles nicht wissen, um sich zu amüsieren.

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