Wo nie ein Taktstock zuvor gewesen ist – Der Komponist Bernard Herrmann (9)

betr.: Die Hitchcock-Herrmann-Partnerschaft

Fortsetzung vom 22.8.2018

Die Filmhistoriker sind sich mit dem größten Teil der Archivcineasten einig, dass Alfred Hitchcock und Bernard Herrmann das großartigste Regisseur-Komponisten-Team in der Geschichte des Films gewesen sind. Mehr als dies etwa bei Truffaut-Delerue, Fellini-Rota oder Williams-Spielberg der Fall gewesen ist, bezogen sich hier Musik und Filmerzählung aufeinander, anstatt dass die Musik der Filmerzählung lediglich besonders einfühlsam gefolgt wäre.
Bis diese Partnerschaft im November 1954 begann, hatte Herrmann nur einen Stamm-Regisseur ähnlichen Kalibers aufzuweisen: Orson Welles, mit dem er die meiste Zeit für den Rundfunk gearbeitet hatte. In Hollywood hatten die beiden einander rasch aus den Augen verloren.

Bereits 1945 hatte Hitchcock seinen damaligen Produzenten David O. Selznick nach einem passenden Komponisten für „Spellbound“ gefragt. Beeindruckt von „Hangover Square“ hatte Selznick Bernard Herrmann vorgeschlagen, doch der war als Dirigent in New York gebunden. Miklós Rózsa schrieb schließlich die Musik für „Spellbound“ und gewann den Oscar – mit einer Musik, die Hitchcock im Nebensatz eines berühmten Interviews als „fürchterlich“ bezeichnete.
Zehn Jahre später wurde nun der Grundstein für eine zehn Jahre währende Zusammenarbeit gelegt.

Beide Künstler hatten sich – bei aller Vielseitigkeit – als Herren der Finsternis ausgewiesen, besonders Hitchcock, der „Master Of Suspense“. (Aus heutiger Sicht muss man diesen gegen das allseits beliebte Klischee des Gruselmeisters jedoch verteidigen. Hitchcocks einziger Horrorfilm sollte erst Jahre später, gegen Ende der beginnenden Partnerschaft entstehen.) Und Herrmann hatte begriffen: „Die meisten denken bei Hitchcock an einen Meister der Spannung und des Mysteriösen. Obwohl das nicht falsch ist, dürfen wir nicht vergessen, dass er außerdem ein sehr romantischer Regisseur ist, dessen Filme dem lyrischen Treatment gewaltigen Spielraum lassen.“
Das erwies sich als Erfolgsformel. Acht der gemeinsamen neun Filme sollten (bei zumeist großem kommerziellem Erfolg) Klassikerstatus erlangen.

Forts. folgt

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