betr.: Die Hitchcock-Herrmann-Partnerschaft
Fortsetzung vom 26.8.2018
Über die Partnerschaft Herrmanns mit Alfred Hitchcock sind unzählige Artikel und ganze Bücher geschrieben worden. Sie sei daher hier und in den folgenden Kapiteln nur kurz skizziert und der Leser ganz besonders herzlich dazu ermuntert, sich die Musik zu Gemüte zu führen – sei es im Film oder auf den inzwischen reichhaltig produzierten Tonträgern.
Die Zusammenarbeit begann mit „The Trouble With Harry“ (1955), einer skurrilen Kriminalkomödie vor herbstlich-neuenglischer Kulisse, die Hitchcock im eigenen Werk zu seinen Lieblingsfilmen zählte und die in Publikumskreisen einen milden Kultstatus genießt. Herrmann erstellte eine Orchestersuite seiner Filmmusik, die er „A Portrait Of Hitch“ nannte – was auf die anfängliche gegenseitige Wertschätzung dieser kantigen Filmkünstler verweist.
Der nächste gemeinsame Film „The Man Who Knew Too Much“ (1956) ließ es zu, dass Herrmann sogar persönlich auf der Leinwand erschien: als Dirigent der von ihm bearbeiteten „Storm Cloud Cantata“ in der Londoner Royal Albert Hall. Der erste Satz dieses Werkes von Arthur Benjamin wird vollständig aufgeführt und baut eine Thriller-Spannung auf, indem er uns auf den einzigen und finalen Beckenschlag warten lässt, der den Schuss eines Attentäters kaschieren soll. Für lange Zeit dürfte diese Sequenz die wichtigste und populärste Musiknummer in einem dramatischen (nicht-musikalischen) Film gewesen sein. Im selben Film erklang außerdem der oscargekrönte Hit „Que Sera Sera“, der für seine Interpretin Doris Day zum Signature-Song wurde (und an dem Herrmann gleichwohl keinen Anteil hatte).
Das in dokumentarischem Stil gefertigte schmucklose Drama „The Wrong Man“ (1957) ist der einzige völlige Nicht-Klassiker des Duos Hitchcock-Herrmann. Es beginnt mit einer Nachtclub-Szene (der Protagonist ist Berufsmusiker), für die Herrmann eine seiner wenigen explizit jazzigen Kompositionen schuf. Erst in seinem überraschenden Abschiedswerk sollte er sich dem Jazz abendfüllend zuwenden.