Wo nie ein Taktstock zuvor gewesen ist – Der Filmkomponist Bernard Herrmann (12)

betr.: Musik für „The Twilight Zone“ (1/3)

Bernard Herrmann komponierte sogar die Titelmusik für die wegweisende TV-Serie „The Twilight Zone“ (1959-64) von Rod Serling – allerdings nicht das charakteristische „Dingding-Dinging“, das viele heute im Ohr haben, sondern eine weitaus gespenstischere Musik, die ab der zweiten Staffel durch das signifikante Indikativ von Marius Constant ersetzt wurde. Herrmann muss das kurze Engagement bei diesem Mystery-Format genossen haben – immerhin hat er seinen geliebten Hund „Twi“ genannt. Kein TV-Konzept könnte besser der persönlichen Vorstellung des Komponisten vom Fantastischen und vom Tragischen entsprochen haben, wie sein Biograf Steven C. Smith feststellte. Herrmann muss das kurze Engagement bei diesem Mystery-Format genossen haben – immerhin hat er seinen geliebten Hund „Twi“ genannt. (Das zottelige Geschöpf lief ihm bei der Arbeit in den Goldwyn-Studios über den Weg.)

Die Drehbücher der in sich abgeschlossenen verstörenden Abenteuer basierten auf den Texten berühmter Science-Fiction-Autoren – mitunter auch von Rod Serling selbst – oder wurden von diesen als Originalwerke geliefert. Herrmann schrieb für sieben Episoden einen Soundtrack, der dann im Archiv der CBS aufging und Take-weise in späteren Episoden (und in anderen CBS-Produktionen) zum Einsatz kam. Die übliche Anforderung, eine solche Partitur innerhalb weniger Tage zu schreiben und einzuspielen, kannte er aus seiner Zeit beim Radio.
So war es auch bei „Where Is Everybody?“, dem Pilotfilm zur „Twilight Zone“: ein unter Amnesie leidender Mann irrt durch eine völlig verlassene Kleinstadt. Dieses Spiel mit der Isolation und der Furcht davor sollte fünf Jahre lang das Markenzeichen der Serie bleiben (- ich liebe das amerikanische Wort Alienation, für das sich keine befriedigende deutsche Übersetzung findet). Das finstere Dreiton-Motiv von Blechbläsern und Vibraphon zu Beginn schafft die atmosphärische Grundlage dieser Geschichte und wurde später immer wieder eingesetzt. Produzent Buck Houghton erzählte*: „Es war eine Freunde mit Bernard zu arbeiten, weil er nie ein Blatt vor den Mund nahm. Er zog sich mit einem Film zurück und sagte: ‚Keine Bange, ich bring‘ das in Ordnung!‘ Er sah diese Filme als Versehrte, als Patienten, denen er aufhelfen musste – und das tat er fast immer. Er hatte äußerst klare Standpunkte und kämpfte verbissen für sie – genau wie ich. Er kündigte mehrmals, wenn es bei uns gekracht hatte.“

Houghton freute sich über die Überraschung, die er jedesmal erlebte, wenn er die Scoring Stage betrat: es war nicht vorherzusehen, welche Instrumente Herrmann diesmal aussuchen und kombinieren würde.
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* … dem Biographen Steven C. Smith
Forts. folgt

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