Wo nie ein Taktstock zuvor gewesen ist – Der Filmkomponist Bernard Herrmann (13)

betr.: Musik für die Serie „The Twilight Zone“ (2/3)

Fortsetzung vom 19.9.2018

Nach dem Pilotfilm betreute Bernard Herrmann noch sechs weitere Episoden der „Twilight Zone“, verteilt über die gesamte Laufzeit der Serie.

In „The Lonely“ (Folge 7 vom 13. November 1959) muss ein Sträfling seine Zeit auf einem menschenleeren Asteroiden absitzen. Eines Tages wird ihm ein weiblicher Androide als Gesellschaft zugeteilt, mit dem er eine Liebesbeziehung beginnt. Doch das Ende ist gewissermaßen programmiert …
Herrmanns Musik etabliert schon zu Beginn sowohl das fantastische Element der Story als auch die Liebesgeschichte. Der mechanischen Braut wird ein 4-Ton-Trompetenmotiv gewidmet, das Liebesthema „The Stars“ verweist auf das große Vorbild Charles Ives.

„Walking Distance“ (Folge 5 vom 6. November 1959) gilt – inhaltlich wie musikalisch – als Highlight der Serie:  ein gestresster Geschäftsmann nutzt eine Autopanne, um einen Spaziergang in seinen nahegelegenen Geburtsort zu machen. Er findet diese Kleinstadt so wieder, wie er sie gekannt hat und trifft sich selbst als Zwölfjährigen …

Bernard Herrmann - Walking Distance - 3. Memories
The children’s carousel, the chesnut trees, the wishing well … – ein Thema aus „Walking Distance“
Der Score ist ganz dem sehnsuchtsvollen Aspekt gewidmet, der Ironie, dass man im Erwachsenenalter ausgerechnet jene Aspekte der Kindheit besonders schätzt, für die man als Kind gar kein Organ hatte. Das zentrale Streichermotiv – ein Walzer – weht wie von fern herüber.
Im Rahmen dieses Projektes kam es zu einer kleinen Meinungsverschiedenheit zwischen Produzent und Komponist. Buck Houghton monierte ein Arrangement mit dem Hinweis, es würde die Szene – einen Dialog zwischen Geschäftsmann Sloane und seinem gleichaltrigen Vater – zu sehr dominieren. Herrmann war nicht amüsiert, stimmte aber rasch zu. „Die meisten Produzenten wissen nicht was sie tun“, soll er zu Houghton gesagt haben. „Bei dir ist das anders!“

Nach zwei Soundtracks für Hitchcock kehrte Herrmann in die „Twilight Zone“ zurück, um eine der populärsten Episoden mitzugestalten: „Eye Of The Beholder“ (Folge 42 vom 11. November 1960). Eine offensichtlich missgestaltete Frau soll ein letztes Mal versuchen, sich einer Operation zu unterziehen, die sie für die menschliche Gesellschaft tauglich machen soll. Alle bisherigen Eingriffe sind fehlgeschlagen …
Zu Harfe und Vibraphon gesellt sich diesmal tiefes Blech, eine Studie in Isolation und Andersartigkeit. Die dazu passende diskrete Kameraarbeit legt die Fährte zu einer Pointe, die leider unentwegt in Fachbüchern, Artikeln und sogar auf dem Cover einer CD-Box mit Herrmanns Musik preisgegeben wird.

Forts. folgt

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