Traumfabrik ist auch Fabrik

betr.: 1. Todestag von Jean Rochefort / „The Man Who Killed Don Quixote“

Hätte Jean Rochefort ein Jahr länger gelebt, hätte er dem lange immer wieder gescheiterten und nunmehr fertiggestellten Film „The Man Who Killed Don Quixote“* immerhin noch als Zuschauer bewohnen können, jener Jean Rochefort, dem die Hauptrolle einmal zugedacht war. Ich habe mir Terry Gilliams neuestes Werk aus Betrüben über das Fehlen dieses wundervollen französischen Komödianten (und als jemand der wiederum an Jonathan Pryce wenig Freude hat) noch gar nicht angesehen, aber bereits das Presseecho war interessant.

Die „Welt“ stört sich in ihrer Kritik** an „Kalender-Sprüchen zum Wesen der Traumfabrik“: „‘Nichts ist echt, Toby‘, sagt Jonathan Pryce (…). Ach nee, echt nicht?“
Das ist nicht ohne Ironie, wenn man liest, wie knackig und einleuchtend Terry Gilliam selbst im Interview mit der „Süddeutschen“** über dieses Thema spricht. Er blickt nachsichtig auf die „Arroganz der Jugend“, mit der er einst ans Werk gegangen sei, denn er denke manchmal, die meisten Regisseure würden ihre besten Filme in jungen und mittleren Jahren drehen. Die „künstlerische Mittelschicht“, der er angehöre (Filme, die Stars aufbieten, aber keine astronomischen Summen kosten), gebe es in Hollywood nicht mehr. Seine Kontakte zur Traumfabrik seien quasi abgebrochen, denn da gehöre längst alles zu Disney. „Hollywood ist mittlerweile eine reine Fabrik, und wenn ich in meinem Leben eines niemals wollte, dann: in einer Fabrik zu arbeiten.“

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* Siehe dazu auch https://blog.montyarnold.com/2017/11/22/the-windmills-of-their-minds/
** Ausführlich nachzulesen in der „Welt“ bzw. der „Süddeutschen Zeitung“ vom 26.9.2018

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