Die wiedergefundene Textstelle: „Wie macht man eine Tonfigur zu einem weiblichen Wesen?“

betr.: 60. Jahrestag des ersten Auftritts der Schlümpfe in der Serie „Johann und Pfiffikus“

Magier sind schwierige Menschen. Der ärgste Feind der Schlümpfe ist der Zauberer Gurgelhals (ich bevorzuge die alte Übersetzung), der hinter den blauen Zwergen her ist wie Gundel Gaukeley hinter Onkel Dagoberts Glückstaler. (In der Tat benötigen beide die jeweilige letzte Zutat für ein besonders wichtiges Experiment.)

SchlumpfDer Beginn einer wunderbaren Feindschaft: im Druidenduden findet Zauberer Gurgelhals diese historische Darstellung eines „Schlubumpfes“ (Ur-Schlumpf). Die Schlüsselzutat im Rezept für riesige Reichtümer und goldenen Bergen ist – neben siedendem Schlangengift, den Tränen eines Regenwurms, dem ersten Schimmer der Morgenröte, etwas Silber der Silberpappel und 500 % von einem Tausendschönchen – ein Schlumpf. („Fix und Foxi“ 1969) 

In beiden Fällen kommt nach einer Reihe von Fehlschlägen ein privater Ehrgeiz auf, der das ursprüngliche Anliegen verdrängt. Es geht schließlich nur noch darum, sich für die vielen Demütigungen im Angesicht der jungen Leserschaft zu rächen und den Gegner zu schlagen, idealerweise vernichtend.
Den Weg nach Schlumpfhausen findet bekanntlich nur, wer von einem Schlumpf geführt wird. Gurgelhals beschließt in einem besonders ruchlosen Moment, gar nicht selbst hinzugehen, sondern einen Maulwurf einzuschleusen, ein Wesen, das das System aus 100 männlichen Schlümpfen von innen zersetzt: ein weiblicher Schlumpf muss her!
Gurgelhals knetet ein Schlumpfmädchen aus Ton, und dann sehen wir ihn seinen Hexenkessel mit den nötigen Zutaten füllen, die das Zauberbuch für die Erschaffung eines weiblichen Wesens vorsieht:

Einen Hauch Koketterie … eine dicke Schicht Voreingenommenheit … drei Krokodilstränen … eine Prise Gerissenheit … eine Schale Gift und Galle … ein Eckchen durchsichtiges Lügengewebe … einen Scheffel Naschsucht … eine Handvoll Untreue … ein bißchen Ahnungslosigkeit … eine Spur Hochmut … einen Schoppen Neid … einen Span Empfindlichkeit … Torheit und List zu gleichen Teilen … genügend Leichtsinnigkeit und viel Starrsinn … einen Batzen Verschwendungssucht …

Als alles drin ist, entzündet er ein Strohfeuer (!) und bringt die Figur zum Kochen. Das Ergebnis wird „Schlumpfinchen“ heißen (In der neuen Übersetzung: „Schlumpfine“). Der Rest ist Geschichte.
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Nachtrag Juni 2022: In einer Neuauflage dieser Geschichte hört sich das Rezept nun folgendermaßen an: „Ein bisschen blauer Lehm, ein Schlückchen Krokodilstränen, eine Vipernzunge und ein Viertel Scheffel Vogelhirn … Na wartet, diesmal entkommt ihr mir nicht, ihr widerlichen Kobolde!“, jubelt der Zauberer.

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