Wo nie ein Taktstock zuvor gewesen ist – Der Komponist Bernard Herrmann (24)

betr.: 47. Todestag von Bernard Herrmann

Forstsetzung vom 18.12.2018

Bernard Herrmanns Kollege Elmer Bernstein bedauerte dessen Umzug nach London: „Als der Zusammenbruch des Studiosystems begann und die unabhängigen Produzenten sich durchsetzten … das muss ihm ziemlich chaotisch vorgekommen sein. Mit diesen neuen Strukturen kam er nicht zurecht. Ich wünschte, er wäre geblieben.“

Bernstein hat uns auch überliefert, wie sich Herrmann zur Arbeit eines jüngeren Filmkomponisten verhielt. Es handelt sich um die heute als Glücksfall geltende Musik von Richard Rodney Bennett für „Murder On The Orient Express“. Es war einer jener Fälle, in denen Filmmusik allgemein wahrgenommen wurde, ohne aufdringlich zu sein.
Elmer Bernstein erzählt: „Ich hatte Benny sehr lange nicht gesehen, und wir unterhielten uns über das gegenwärtige Filmangebot. Ich sagte ihm, dass mich die Musik für ‚Murder On The Orient Express‘ nach Agatha Christie sehr beeindruckt habe, ein irrealer, überzogen altmodischer Krimi. Richard Rodney Bennett hatte für die Szene, in der der Zug anfährt, einen sanften Walzer komponiert. Ich fand das großartig, es passte genau! Die Musik sagte uns: Ihr müsst das alles nicht so ernst nehmen, womit sie absolut recht hatte. Kaum hatte ich das gesagt, war Benny schon wieder auf der Palme. Er sagte, die Musik sei ganz fürchterlich und außerdem unpassend, denn schließlich handelte es sich ja hier um einen Todeszug. Benny, mit seiner Vorliebe für das Bedeutungsschwangere, hätte hier also Musik für einen Todeszug geschrieben, und das wäre falsch gewesen, es hätte die Szene unnötig aufgeplustert. Er war ein hervorragender Komponist, der richtige Mann für starke Aussagen. Aber es war notwendig, dass der Film dazu passte, sonst konnte es passieren, dass er unter der Musik zusammenklappte. Musik war für Bernard Herrmann kein Spaß, er nahm diese Dinge unglaublich ernst.“
Forts. folgt

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