Der Song des Tages: „A Boozehound Named Barney“

betr.: 78. Geburtstag von Alf Clausen

Absurd aber wahr: heute hat es weder mit der Qualität noch mit der Relevanz oder der Beliebtheit einer TV-Serie zu tun, ob sie tatsächlich im Fernsehen ausgestrahlt wird oder ob sie sich ihr Publikum auf neueren Medien suchen muss. Insofern sind „The Simpsons“ einmal mehr etwas Besonderes: die Serie ist überaus hochwertig – obwohl im 28. Jahr ihres Bestehens viel von ihrer Frechheit naturgemäß in untadelige Routine übergegangen ist -, und sie läuft fast ebensolange ununterbrochen in unserem linearen TV-Programm, seit Jahren fast täglich.

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Einer der Gründe für diesen Erfolg – und derjenige, der am wenigsten bewusst wahrgenommen wird – ist die Leistung ihres Generalmusikdirektors. Bis vor zwei Jahren war das Alf Clausen, der alle Hände voll zu tun hatte (ohne allerdings die Titelmelodie geschrieben zu haben). Der parodistische Ansatz des Formates bezog sich nämlich nicht nur auf amerikanische Neurosen, Filmklassiker und prominente Gäste, sondern auch auf praktisch jede Art von Musik: Folklore, Hymnen, Pop, Jazz, Hausmusik. Aus „Planet der Affen“ machte Clausen (in Form eines kleinen Querschnitts) ebenso ein Musical wie aus der Arbeit der „Betty Ford Klinik“. Seine Nacherfindungen großer Vorbilder sind entweder besser als das gute Original, so im Falle der Titelmusik von „Cheers“, oder genausogut, wie bei seinen James-Bond-Songs oder in jener unvergessenen Episode, in der der Klassiker „Mary Poppins“ veräppelt wurde. Aus letzterer stammt ein Song, den wir uns heute zur Feier des Tages noch einmal anhören können: eine prachtvoll besetzte einminütige Mini-Oper, die so prall ist wie das wahre Leben. Die Vorlage war die gefühlige Ballade „Feed The Birds“ – „A Boozehound Named Barney“ ist alles andere als das: ein Lufthauch, der uns unter einer immer dickeren Kitschlawine Erfrischung spendet.

2017 wurde Alf Clausen nach 565 Folgen, zwei Emmy Awards und 21 Nominierungen mit der Begründung entlassen, man wolle eine neue musikalische Richtung einschlagen. Der Komponist vermutet einen anderen Grund: Altersdiskriminierung. Bei der Entlassung war er 76.

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