London Pride

betr.: Das Hörbuch „Rebecca“ von Jens Wawrczeck

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Es mag uns heute ein wenig flapsig vorkommen, aber die Karriere des Jahrhundertschauspielers Laurence Olivier nahm auch in seiner Heimat erst richtig Fahrt auf, als er beim Film groß rauskam: seine Hauptrolle in „Wuthering Heights“ machte ihn 1939 nicht nur in Hollywood schlagartig berühmt – und weckte das Interesse des Produzenten David O. Selznick; auch in seiner Heimat, am Londoner West End erhöhte sich sein Marktwert.
Selznick gab Olivier einen Siebenjahresvertrag, und sogleich wurde er in ein Projekt involviert, in dem er sich unter der Regie eines anderen frisch eingebürgerten Engländers wiederfand: in Alfred Hitchcocks „Rebecca“. Oliviers Gattin Vivien Leigh, die gerade in „Vom Winde verweht“ gewirkt hatte, war als Darstellerin der namenlosen Heldin und Ich-Erzählerin in „Rebecca“ im Gespräch, der größeren und wichtigeren der beiden Hauptrollen. Selznick ließ sie vorsprechen, aber das hatte nicht viel zu sagen, denn er war entschlossen, aus der Suche nach seiner Heldin eine ähnlich publicityträchtige Aktion zu machen, wie er es schon bei „Vom Winde verweht“ getan hatte (- um das Casting der männlichen Stars wurde seinerzeit kein Aufhebens gemacht …). Außerdem war Vivien Leigh – hier waren sich Selznick und Hitchcock ungewöhnlicherweise einmal einig – zu leidenschaftlich und aufmüpfig für die Rolle einer Frau, die in vielerlei Hinsicht eingeschüchtert ist: von ihrer neuen gesellschaftlichen Stellung als Schlossherrin, von der üblen Haushälterin Mrs. Danvers (der eigentlichen Herrin) und nicht zuletzt von der Präsenz der verstorbenen ersten Ehefrau ihres Mannes, Rebecca. Aus dieser Unsicherheit sollte der Film sogar einen gewissen Slapstick beziehen.

Noch ehe die Dreharbeiten begannen,  erklärte Neville Chamberlain Deutschland den Krieg. Die „Auslandsbriten“ wurden nun aber nicht etwa an die Heimatfront gerufen. Schon bald gab der britische Botschafter in Washington auf Anordnung seiner Regierung eine Erklärung heraus, nach der „die fortgesetzte Produktion von Filmen mit starkem britischem Einschlag die subtilste Form der Propaganda ist“. So dürfte „Rebecca“, der fünf Tage nach der Kriegserklärung in Atelier ging, auch unter dem politischen Blickwinkel ein Glücksfall gewesen sein. Von all jenen Filmen mit „starkem britischem Einschlag“ ist diese in Cornwall spielende Verfilmung eines Bestsellers von Daphne du Maurier der exemplarischste. Der Cast von Hitchcocks erster amerikanischer Arbeit liest sich wie eine Liste der britischen Gastarbeiter: Gladys Cooper, Nigel Bruce, Leo G. Carroll, C. Aubrey Smith, Melville Cooper und schließlich die in Tokio geborene Amerikanerin mit englischem Vater, die schließlich die weibliche Hauptrolle bekam: Joan Fontaine.
Selznick verlangte ganz in diesem Sinne, der Film solle sich möglichst eng an die Romanvorlage halten. Das war nicht bei allen von Hitchcocks Literaturverfilmungen der Fall … aber das wissen Sie ja, wenn Sie dieser Serie schon häufiger gelauscht haben.

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* Siehe und höre dazu auch https://www.audoba.de/neuigkeiten/

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