Mensch und Motörchen

betr.: 87. Jahrestag der Premiere von Bertolt Brechts Theaterstück „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“

Das Smartphone ist der edelste Teil von einem Menschen. Es kommt auch nicht auf so einfache Weise zustand wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustandekommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Smartphone niemals. Es besteht aus seltenen Edelmetallen und sitzt voll der raffiniertesten Technologie vom letzten Schrei der Forschung. Dafür wird es auch geschätzt und teuer bezahlt, wenn es frisch auf den Markt kommt. Weil es Sachen kann, die sein Vorgängermodell nicht konnte, während ein Mensch so gut oder so fähig sein kann wie er will – das bedeutet noch lange nicht, dass er geschätzt und gut bezahlt wird.

Man kann sagen: Immerhin ist der Mensch der organische Halter eines Smartphones. Ohne ihn als Träger wäre das Smartphone leer und nutzlos. Von seinem Träger genutzt, fließen jedoch dessen Daten in einem nicht abreißen wollenden Strom durch das Smartphone hindurch, und es wird zu einer kostbaren Zapfsäule für all jene, die es anzuzapfen verstehen. Das Smartphone ruht allweil und jederzeit griff- und einsatzbereit dicht am Körper des Menschen wie in einem Safe, der an und für sich keinen Wert hat, aber Wertgegenstände enthält.

Und da der Mensch also notwendig ist, um das Smartphone bewusst oder ungewollt, absichtlich oder widerwillig mit seinen Daten zu füttern, und da er dieses Gerät pflegt, es wiederauflädt und sein Display ersetzt, falls es einmal zerbrechen sollte, darf er sich für die eigentliche Hauptsache halten. So hat der Mensch am Ende auch was davon.

In freier Anlehnung an Bertolt Brecht

Dieser Beitrag wurde unter Gesellschaft, Literatur, Medienphilosophie abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert