Die Marvels wie sie wirklich waren: Iron Man (1)

Iron Man – ein gepanzertes Erfolgsmodell

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Aus dem Comic auf die Leinwand und wieder zurück: Iron Man als Star einer frischen Anthologie von Panini.

Iron Man hat sich zum beliebtesten Solisten unter den Marvel-Helden gemausert. Im Kino, als Speerspitze des Marvel Cinematic Universe, dürfte er Spider-Man gegenwärtig den Rang abgelaufen haben. Aber das ist nur eine Momentaufnahme. Wie im Leben geht es auch bei den Marvel-Charakteren immer auf und ab.
Iron Man folgt der alten Schelmenweisheit, dass die Oberfläche der ideale Ort ist, um etwas zu verstecken. Der Superheld in der goldenen Rüstung und Leibwächter des Industriellen und Erfinders Tony Stark ist in Wahrheit Tony Stark selbst.
Zu Beginn der Geschichte (die unter http://www.mycomics.de/comic-pages/11121-die-iron-man-anthologie.html#page/1/mode/2up als Leseprobe verfügbar ist) treffen wir auf einen Protagonisten, der alles hat, was sich Männer so wünschen: beruflichen Erfolg, Reichtum, Talent und gutes Aussehen („Neben Rock Hudson der tollste Mann!“ flötet eine Dame am Pool) und Talent – und dann ist er auch noch Junggeselle. Tony Stark hat es als (Vietnam-)Kriegsgewinnler soweit gebracht und bedarf in Stan Lees humanistischem Kosmos somit dringend einer Katharsis (ähnlich wie Spider-Man und auf ähnliche Weise wie der zynische Chirurg, der sich an anderer Stelle zu Dr. Strange wandeln sollte). Sie ereilt ihn, als er in Südostasien in eine Sprengfalle des örtlichen Diktators Wong-Chu läuft. Ein Schrapnellsplitter bohrt sich in Starks Brust und arbeitet sich zu seinem Herzen vor, so dass er binnen einer Woche ein toter Mann sein wird. In Gefangenschaft soll er dem Diktator zuvor noch eine Superwaffe konstruieren, doch stattdessen baut er sich eine Rüstung, die ihn nicht nur am Leben hält, sondern auch seine Flucht ermöglicht. Der Rest ist Comic-Geschichte.

Für die Filmversion fand man in Robert Downey Jr. die ideale Verkörperung für den leichtlebigen Tony Stark: einen coolen Hollywoodstar, der seine Arbeit häufiger unterbrechen musste, um Gefängnisstrafen wegen diverser Drogendelikte anzutreten. Auch bei der Übertragung der Ursprungserzählung in unsere Tage bewiesen die Produzenten ein gutes Gespür: nun sind es afghanische Terroristen, die Stark in ihre Gewalt bringen.
Die zunächst notdürftig gefertigte Rüstung wird – im Comic wie im Film – mehrmals überarbeitet, aufgehübscht und mit immer neuen technischen Gimmicks ausgerüstet. Tony Stark wird selbst zur effizientesten Waffe seiner Ingenieurskarriere. Der klobige Roboter-Look weicht einem rotgoldenen, fast hautengen Kostüm, an dessen Ausarbeitung Steve Ditko einigen Anteil hatte.

Der Eiserne
von  Daniel Wamsler
http://dassagtenuff.blogspot.com/

Iron Man_Cresando_bsv„CRESCENDO!“ – Der Start des Eisernen in Hit Comics Nr. 8 von 1966/67 war nicht das Gelbe vom Ei. Die Episode zog sich hin und wimmelte nur so von bsv-typischen Stilblüten.

In gedruckter Form hatte Iron Man bei uns einen verstolperten Einstand. Sein erstes Abenteuer „Crescendo!“ (ToS # 78) lief über drei Hit Comics-Ausgaben der „Fantastischen Vier“ und zog sich dadurch von Dezember 1966 bis März 1967. Aufgeteilt in jeweils vier Seiten pro Heft vergab der Verlag für jedes der Fragmente einen separaten Titel: „Cresando“, „Ersatzgeschworene der Ungewissheit“ und „Auf dem Flugplatz von Rot-China“. Die Übersetzung, sofern man davon sprechen kann, war nahezu unlesbar. Besser erging es da schon „Eisenmanns“ nächstem Abenteuer. Erneut dreigeteilt und durchaus ordentlich übersetzt, kämpft Iron Man gegen den Erzfeind des Sub-Mariners: Krang.* Leider entfernte der bsv einige Panels, um seine erklärenden Einleitungstexte für die Fortsetzungen unterzubringen. Zudem wurde Iron Man etwas allzu wörtlich mit „Erzkämpfer“ übersetzt. Zur vollendeten Verwirrung der Leser vergaben die Verantwortlichen für die dritte Fortsetzung den Titel „Prinz Namor – Bis zum Tode“.* Die entsprechende Episode des Sub-Mariners lief aber bereits als Zusatzstory in Hit Comics Nr. 20, 22 und 26. Nach diesem Wirrwarr brach der bsv ab und setzte erst wieder mit der Nr. 10 von Iron Mans eigener US-Serie ein. Die reale zeitliche Lücke von mehr als zweieinhalb Jahren vermochte auch der Williams Verlag nie ganz zu schließen. Williams brachte den „Eisernen“ chronologisch korrekt mit einer eigenen Heftreihe ab Oktober 1975. Nach zwölf Ausgaben wechselte sein Standort auf die hinteren Seiten der „Rächer“-Hefte. Somit kam der Eiserne immerhin auf 48 Abenteuer am Stück. Trotz hervorragender Präsentation mit guter Übersetzung und Handlettering kam der Verlag nicht umhin, hier und dort zu kürzen. Von siebzehn Episoden fehlte meist eine Seite, damit die Rächer und der Eiserne gemeinsam in ein deutsches Heft passten.

Iron Man_Der Eiserne_Checkliste

Die Details von Iron Mans Karriere als deutscher Serienstar beschäftigen uns in der nächsten Folge.
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* Zu diesem Abenteuer sowie zur Geschichte des Prinzen Namor siehe https://blog.montyarnold.com/2016/10/01/aquarius-prinz-namor-der-held-von-atlantis-die-deutsche-chronologie-von-marvels-sub-mariner/
Forts. folgt

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Eine Antwort zu Die Marvels wie sie wirklich waren: Iron Man (1)

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