Wann schlägt Mrs. Bates wieder zu?

betr.: 71. Geburtstag von Kathy Bates

Spontan halte ich Bette Davis und Barbara Stanwyck für die besten Filmschauspielerinnen, deren Arbeit ich ansichtig werden durfte – wobei Bette Davis noch etwas vielseitiger ist und natürlich mehr campy. Im nächsten Moment bin ich immer etwas beschämt, dass mir erst dann Kathy Bates einfällt, deren Karriere knapp 60 Jahre später (so richtig) in Fahrt kam.
Kathy Bates bringt (ähnlich wie Davis und Stanwyck) den besonderen Vorzug mit, außerordentlich schreckenerregend sein zu können. Und noch während ich mich vor ihr fürchte, fühle ich das Vorurteil aufsteigen, sie müsse privat ziemlich knuffig sein. Ihre Monstrosität ist deshalb so bezwingend, weil sie gespielt ist, weil sie auf Handwerk und darstellerischer Intelligenz beruht. (Mit einem selbsternannten monstre sacré konnte ich noch nie etwas anfangen.)

Unmittelbar nachdem sie 1991 als sadistisch-derangierte Krankenschwester in „Misery“ einen Oscar bekommen hatte, durfte sich Kathy Bates in den unterschiedlichsten Stoffen bewähren. Vier Jahre später bekam sie abermals in der Verfilmung eines Werks von Stephen King die Hauptrolle: „Dolores“. Es war ein fabelhafter Film – ein Mutter-Tochter-Drama, in dem Bates in Christopher Plummer einen würdigen Gegenspieler hatte -, doch das Publikum erwartete von der Kombination Bates-King wohl eher einen Gruselschocker. Dass diese Dolores keine Mörderin ist, sondern dessen nur verdächtigt wird, dürfte zu den enttäuschenden Einspielergebnissen beigetragen haben.

Obwohl Jugend und Schönheit für ihre Leinwandwirkung nie von Bedeutung waren, hat Kathy Bates (wie jede Schauspielerin in Hollywood außer Judi Dench) damit zu kämpfen, dass es ab einem gewissen Alter kaum noch dankbare Rollen gibt. Unterdessen – damit wollen wir uns trösten – durften wir sie in der Serie „Six Feet Under“ (komödiantisch mit Tiefgang) erleben, in der Tragödie „Revolutionary Road“ (komische Nebenrolle), in dem verblüffenden Klassiker-Remake „Diabolique“ (finstere Ermittlerin im Parka) und in der Tragikomödie „About Schmidt“ (Slapstick) – um nur meine subjektiven Lieblinge zu nennen.
Verehrte Mrs. Bates: Live long and prosper! Und kommen Sie bald wieder!

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