Die schönsten Filme, die ich kenne (93): „Das Wiegenlied vom Broadway“

Laut Fachmeinung handelt es sich bei „Lullaby Of Broadway“ lediglich um „ein weiteres Potpurri aus alten Songs, sentimentaler Romanze und Showgeschäft-Klischees“, aber zumindest gehören diese Songs zu den besten ihrer Sparte und die Klischees zu denen, die gar nicht mal unwahr sind. Der Film wird der „Massenware“ zugerechnet, aber das ist nicht von Nachteil, wenn es sich um ein Technicolor-Musical aus der Blütezeit der Technicolor-Musicals handelt.

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In ihrem achten Film reist Doris Day als junge Musicaldarstellerin Melinda nach New York, um ihre Mutter zu überraschen, den großen Broadwaystar Helen Howard. Was Helen nicht ahnt: ihre Mutter ist zwischenzeitlich dem Alkohol verfallen und zur Sängerin in einer miesen Kaschemme herabgesunken. Ihre alte Adresse stimmt noch – aber nur, weil der neue Besitzer der Villa, der alte deutschstämmige Bier-Millionär Adolf Hubbell, sie im Dienstbotentrakt wohnen lässt. Sein Majordomus Lefty Mack – ein arbeitsloser Komiker (der vom gut beschäftigten Komiker Billy DeWolfe gespielt wird) – sucht Mutter Howard in ihrer Bar auf, und beide schmieden einen Plan, wie sie Melinda die grausame Wahrheit ersparen können. Mrs. Howards Alkoholkonsum kommt diesem Vorhaben ebenso in die Quere wie Mr. Hubbells Gefühle für die hübsche Besucherin. In seiner Eigenschaft als „Engel“ des Broadway fördert er ihre Karriere und gefährdet seinen häuslichen Frieden …

Heute, da Komödien dieser Art gar nicht mehr gedreht und fast noch seltener gezeigt werden, erweist sich „Lullaby Of Broadway“ als ein Juwel, das in der präzisen Leichtigkeit seiner Performance auch von MGM stammen könnte, dem Stammhaus des musikalischen Lustspiels. In Wahrheit verweisen hier Warner Bros. auf einen ihrer Erfolge aus der Depressionszeit. Der Film bezieht Titel und Titelsong aus „Gold Diggers Of 1935“, dessen Finale – ein fulminant gefilmtes Handlungsballett – auch hier den Schlusspunkt setzt. Das Song-Remake ist bei weitem nicht so aufwändig und komplex wie das Original, doch seine Choreographie soll eine der schwierigsten gewesen sein, die Doris Day je zu bewältigen hatte. Ihr Auftritt ist dem der Originalinterpretin Winifred Shaw nachempfunden.
Besonderes Vergnügen bereiten Florence Bates (Hitchcocks unvergesslich-gruselige Mrs. Van Hopper aus „Rebecca“) als eifersüchtige Mrs. Hubbell und eine Tanznummer, bei der Doris Day und Gene Nelson durch eine Glastür getrennt sind.

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