Die Outtakes von Ralf König (168): „Stehaufmännchen“ (xii)

Fortsetzung vom 25.9.2019

Das Buch „Stehaufmännchen“ wird als Theateraufführung erzählt. Ursprünglich hätte die Rahmenhandlung den Paläoanthropologen Prof. Dr. Hanebüchen in einer Talkshow gezeigt, der – je nach Arbeitsstadium – von einer schlichten Daily-Talkerin befragt (und unterfordert) wird oder von der (real existierenden) Berliner Drag-Queen Jurassica Parka. Ausnahmsweise gab es zuerst ein Manuskript.

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Jurassica: Entschuldigung, meine süßen Puppis, wir reden hier während des Einspielers so einfach weiter, und das ist ja so spannend mit den alten Knochen. Wer hätte das gedacht? Ich freu mich schon auf ’ne neue Hüfte irgendwann! Ja, und Sie meinen, das ist nun ganz unmöglich, dass ein Homo Robustus sich in einen Homo Erectus verliebt?

Prof. Hanebüchen: Ganz unmöglich wird es nicht gewesen sein, nein. Es ist in der Wissenschaft zwiespältig mit dem Begriff unmöglich.

Jurassica: Weil, unmöglich ist gar nichts, oder?

Prof. Hanebüchen: Oh doch, ich halte vieles für unmöglich.

Jurassica: Zum Beispiel?

Prof. Hanebüchen: Ewiges Leben, Zeitreisen, fremde Planeten besiedeln, Ufos….

Jurassica: Na, Sie sind mir aber ein überholter Wissenschaftler! Aber dass die miteinander gekämpft haben, das darf man annehmen?

Prof. Hanebüchen: Auch das ist selbstverständlich nur eine Vermutung.

Jurassica: Eben. Ich vermute auch nur. Analverkehr!

Prof. Hanebüchen: (seufzt)

Der Visagist kommt, pudern.

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Visagist: (zu Jurassica) Sie glänzen ein bisschen, darf ich mal? (pudert) Ich misch mich ungern ein, weil ich ja nur der Visagist bin, dann heißt es nachher wieder, ich bin nur ein Klischee, aber auch wenn die Forschung das Fass nicht aufmachen will … Es hat immer, immer gleichgeschlechtliche Liebe gegeben! Es wird sie immer geben, solange irgendwas auf dieser Erde kreucht und fleucht! Ich behaupte nicht, dass Queers die besseren Männchen sind, weiß Gott nicht! Verblüffend hirngelähmte Tunten allüberall! Aber Tatsache ist nun mal: Ich habe nie, noch nie im Leben beobachtet, dass zwei homosexuelle Männer sich übel geprügelt hätten! Never ever! Das kann ja alle paar Jahrzehnte mal irgendwo auf dem Globus vorkommen, aber im Vergleich zur heterosexuellen Freude an aggressiver und kriegerischer Auseinandersetzung sind diese Vorkommnisse wohl eher marginal. Weil wir uns nämlich lieber knutschen als schlagen!

Jurassica: Na, Lesben kloppen sich schon mal, ich hab mal eine Eifersuchtsszene in einer Kölner Altstadtkneipe miterlebt, mein lieber Schwan!

Visagist: Naja, Lesben. Aber Schwule? Extrem selten!

Visagist geht ab

Jurassica: Und was schließen Sie daraus? Entschuldigung, ich verliere grad‘ den Faden.

Prof. Hanebüchen: Dass ich glaube, dass die Theorie stimmt, dass Homosexuelle eine befriedende Wirkung auf die Gesellschaft haben und sich im Notfall liebevoll um den Nachwuchs kümmern, wenn die leiblichen Eltern vom Säbelzahntiger gefressen wurden oder sowas.

Jurassica: Dass wir eher lustvoll der Liebe frönen, als uns gegenseitig die Schädeldecken zu zertrümmern, möchte ich entgegen allen heterosexuellen Neids unmissverständlich als zivilisatorischen Vorteil hervorheben!

Prof. Hanebüchen: Diese Frage spielte nur bisher wissenschaftlich keine allzu große Rolle. Einfach, weil sie niemand stellte!

Jurassica: Da sind wir die Ersten? Da kriegen wir bestimmt irgend’n Fernsehpreis!

Mit diesem optimistischen Ausblick endet das Talkshow-Manuskript.

Fortsetzung folgtCopyright by Ralf König

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