Geschichte des Komiker-Handwerks (18)

Fortsetzung vom 8. Mai 2020

Comedy im Fernsehen

„Du musst Dich immer anständig benehmen vor Mike. Du darfst keine frechen Bemerkungen machen oder auch nur im Entferntesten etwas Reißerisches von Dir geben“, schrieb ein britischer Comedian im BBC Handbuch von 1929 zur Nutzung des Mikrofons im Radio.

Der „Dichterfürst des Radios“ Norman Corwin hat einmal angemerkt, die Blütezeit des Radios sei mit 10 bis 15 Jahren die kürzeste aller Blütezeiten gewesen. Ende der 40er Jahre begann sich das Fernsehen in den USA zu etablieren, und bald hatte es das Radio als wichtigstes Unterhaltungsmedium abgelöst. Bereits 1952 (als das Fernsehen bei uns den regulären Betrieb aufnahm) wurden die allerersten Sendungen in Farbe ausgestrahlt.* Da war die Zeit der großen Radio-Comedyshows schon an ihr Ende gekommen (wenn auch nicht die Karrieren einiger ihrer Stars wie Jack Benny oder Bob Hope).

Das Fernsehen rekrutierte seine Entertainer von den Bühnen der Nachtclubs und Broadway-Theater: Talente wie Sid Caesar, Jackie Gleason oder Ernie Kovacs.
Doch sein Aufstieg kam so frühzeitig und erfolgte so rasch, dass er keinen reinen Generationswechsel markiert. Vaudeville-Komiker, die wegen ihrer visuellen Ausrichtung nicht für den Rundfunk getaugt hatten, bekamen – wenn sie  durchgehalten hatten – im neuen Medium eine Chance. Die „Ed Sullivan Show“ präsentierte viele von ihnen neben jüngeren Kollegen (und dokumentierte unzählige Musical-Erstbesetzungen in bewegten Bildern, die sonst nur auf Schallplatte überlebt hätten). Milton Berle wurde auf dem Bildschirm sogar zum Präsentator des „Texaco Star Theatre“.
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* Man hat es wenigstens versucht. Die Farbwiedergabe war so instabil, dass die Abkürzung NTSC (National Television Systems Committee, die zuständige Institution) im Volksmund mit „Never Twice the Same Color“ übersetzt wurde.

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